Mein Schrebergarten als Element meiner Transformation

Liebe Leser*innen,

ich habe einen Schrebergarten. Ehrlich gesagt habe ich mir nicht vorstellen können, dass ich jemals einen Schrebergarten haben würde. Ich habe Schrebergärten immer abgelehnt. Für mich waren Schrebergärten fürchterliche Orte, an denen fürchterliche Menschen (primär Männer) mit extremen, konservativen Ansichten spießige Gärten bearbeiten um dann mit häßlichen Tennissocken und Sandalen bekleidet, billige Bratwürste unter der Deutschlandfahne zu grillen. All das fand ich vor allen Dingen: abstoßend.

Natürlich waren diese Bilder, die ich im Kopf hatte, reine Stereotypen. Ehrlich gesagt: ich kannte niemanden, der einen Schrebergarten besitzt. Aber meine Vorurteile waren tief zementiert. Als meine Frau irgendwann auf die Idee kam, dass wir uns konkret um einen Schrebergarten bewerben sollten, war ich erst mal ziemlich schockiert. Ich glaube nämlich nicht, dass man mit Tennissocken in Sandalen, Grillwürstchen unter einer Deutschlandfahne grillen sollte. Dann habe ich mir eine Kleingartenanlage angesehen und musste feststellen, dass die meisten meiner Vorurteile mit der Realität wenig zu tun hatten. Und im Angesicht der Corona Pandemie war die Idee, einen kleinen Ort zu haben, an dem man in der Natur ist und gegebenenfalls sogar in einem gewissen Rahmen eigenes Essen anbauen kann, sehr verlockend.

Diese Geschichte, sie ist übrigens wahr, zeigt wieder einmal, wie wichtig es ist eigene Vorurteile zu hinterfragen. Was mich an unserem Schrebergarten besonders fasziniert ist, dass er unfertig ist. Wir starten faktisch von vorne. Und es wird Jahre dauern, bis aus diesem Schrebergarten das geworden ist, was wir uns darunter vorstellen. Und jedes Mal, wenn wir den Garten betreten und darin arbeiten – was wir im Moment mehrmals in der Woche tun – stellen wir zum einen fest, dass wir mit unseren Planungen weiterkommen, dass wir aber auf der anderen Seite beim Verlassen des Gartens wieder gefühlt 1.000 neue Aufgaben gefunden haben. Es fühlt sich manchmal so an, als würde das Projekt nie fertig werden.

Trotzdem demotiviert uns das nicht. Und ich glaube es liegt daran, dass wir letztlich eine Vision haben. Wir haben eine Idee, wie das aussehen könnte. Es gibt ein Zielsystem. Innerhalb dieser Vision beziehungsweise innerhalb dieses Zielsystems sind viele ungeklärte Räume. Wir wissen nicht konkret, welche Pflanze an welchen Ort wachsen wird. Wir wissen auch nicht, welche Fehler wir machen werden. Wir wissen eigentlich extrem wenig. Aber anscheinend reicht das wenige, was wir wissen, das, was wir uns als Vision für diesen Garten mehr oder weniger überlegt haben, vielleicht reicht dies alles aus um dauerhaft motiviert an diesem Thema zu arbeiten. Ich habe einen Schrebergarten, und es macht mir unglaublich großen Spaß.

Herzliche Grüße

Christoph Deeg

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