Vom richtigen Umgang mit Hypes

Liebe Leser,

egal um welches Thema es auch geht, wenn immer etwas Neues aufkommt, spricht man gerne von einem Hype und wenn sich ein Thema doch nicht so durchgesetzt hat wie geplant oder wenn einfach nur die Aufmerksamkeit geringer wird, heißt es oft „der Hype ist vorbei“. Und diese Aussage klingt of wie eine Erleichterung. So als wäre man glücklich, dass man sich jetzt wieder anderen Themen widmen kann.

Ein Hype bedeutet Veränderung

Ich kann diesen Gedankengang nicht verstehen und ich glaube, er steht für eine tiefe Ablehnung Veränderungen gegenüber. Für diejenigen, die sich mit dem Begriff seltener beschäftigt haben: Ein Hype hat nicht die Aufgabe, gleich zu funktionieren. In der Diskussion um einen Hype geht man in der Regel davon aus, dass zuerst das Interesse sehr groß ist, man mit dem Hype also dem Kontext sehr viele Erwartungen und Hoffnungen verbindet, viele Ideen entstehen, vieles ausprobiert wird dann eine Form der Reflektion stattfindet. Das bedeutet, das Thema wird plötzlich weniger bedeutend und sogar andere Themen können an Relevanz gewinnen. In dieser Phase entscheidet sich, wie es mit dem Thema weitergeht. Entweder, es verschwindet oder aber es beginnt eine langanhaltende Nutzung inkl. eine möglichen Transformation. (Siehe auch der „Hype-Zyklus“) Der eigentliche Moment des Hypes hat also gar nicht die Aufgabe, sich sofort durchzusetzen. Er kann es auch gar nicht, da die Konzentration auf diesen einen Kontext das Ausblenden anderer Themen bedeutet. Dabei ist ein Kontext erst dann nachhaltig nutzbar, wenn er sich in Kombination bzw. in Wechselwirkung mit anderen Kontexten behauptet.

Was bedeutet das konkret?

Nehmen wir das Thema VR-Brillen. Im Moment ist dieses Thema (immer noch) in aller Munde. Auch wenn es bereits neue Themen gibt, die an Bedeutung gewinnen. Gerade im Kultur- und Bildungssektor gibt es immer noch viele Organisationen, die etwas mit dieser Technologie machen wollen. In dieser Phase geht es vor allem um die Technologie an sich. Das bedeutet, der Reiz für die Organisation liegt in der technologischen Innovation. Dies ist nachvollziehbar, birgt aber auch ein Risiko, denn es kann gut sein, dass das Interesse bei den jeweiligen Zielgruppen schon abflaut. Zudem hat sich gezeigt, dass sich neue Technologien an sich sehr schnell abnutzen. Das bedeutet, man sollte so früh wie möglich spannende und relevante Kontexte entwickeln. Erst durch einen relevanten Kontext wird eine Technologie längerfristig interessant.

Und dann war doch alles nur ein Hype?

Was aber passiert, wenn das Thema plötzlich an Bedeutung verliert, also der Hype abflaut? In diesem Moment sollte man nicht denen folgen, die sagen, sie hätten ja eh gewusst, dass das Ganze nur ein Hype sei. Viel wichtiger ist nämlich die Frage, warum man an dem Hype nicht teilgenommen hat. Der Satz, es sei ja doch nur ein Hype gewesen klingt wie eine frohe Kunde. Es ist aber eher ein indirektes Eingeständnis, an einem Innovationssprung nicht beteiligt gewesen zu sein. Denn selbst wenn ein Thema an Bedeutung verliert, kann es gut sein, dass es später wieder relevant wird. Und in diesem Moment werden die Organisationen im Vorteil sein, die in diesem Gebiet bereits Erfahrungen gesammelt haben. Zudem kann ich nur dann herausfinden, wir meine Organisation an sich mit echten Neuerungen umgeht.

Die Sinnlosigkeit von Innovations-Satelliten

In vielen Fällen werden neue Technologien und andere Innovationen nur durch einen kleinen Teil des Teams umgesetzt. Zu oft ist es sogar ein externes Unternehmen, welches ein Produkt realisiert. Das bedeutet man schafft Satelliten, welche um die Organisation kreisen aber nicht in Wechselwirkung mit der Organisation stehen. Aber gerade diese Wechselwirkungen sind wichtig, wenn es um die Weiterentwicklung der Organisation als Ganzes geht. Gerade in Zeiten mit kurzen Innovationszyklen und sich stetig verändernden Rahmenbedienungen hat eine einzelne Innovation bzw. eine neue Technologie immer seltener eine große Relevanz für einen längeren Zeitraum. Um aber schnell auf neue Innovationen reagieren zu können muss ein Implementierungsmodell entwickelt werden, welches eine Implementierung ermöglicht, ohne zu wissen welche Innovation später implementiert werden soll.

Wie hier Game-Thinking hilft

Dies ist wieder ein Beispiel, wie Game-Thinking helfen kann, Transformationsprozesse zu planen. Beim Thema der Hypes hilft dieser Ansatz, um zum einen konkurrierende Zielsysteme zu verstehen. Dies ist z.B. dann der Fall, wenn ein Hype bzw. die Arbeit an einem Thema, welches gerade als Hype wahrgenommen wird, von Teilen der Organisation abgelehnt wird. Das kann z.B. daran liegen, dass man dafür keine Ressourcen „opfern“ möchte oder aber, dass man dadurch Nachteile fürchtet. Zum anderen kann die Analyse der Feedbacksysteme in den Prozessen sowie die die Informationsvermittlung analysiert werden.

Der Umgang mit Hypes als Innovationsindikator

Letztlich lässt sich sagen: wann immer man als Organisation erkennt, dass ein Thema als Hype an Relevanz verliert und es bei direkten oder indirekten Mitbewerbern bearbeitet wurde, während man selber nicht aktiv war. So eine Situation dient als perfekter Innovationsindikator.
Noch ein weiterer wichtiger Punkt sollte beachtet werden: Im Kontext der digitalen Transformation sind die weitaus meisten Aktivitäten von Kultur- und Bildungsinstitutionen völlig irrelevant. Dies kann man sehr gut im Bereich Social Media beobachten. Ein wesentlicher Grund dafür ist die Tatsache, dass beide Sektoren nie verstanden haben, dass es darum gehen muss, den digitalen raum aktiv zu gestalten – anstatt oberflächlich ein bisschen PR und Öffentlichkeitsarbeit zu machen.
Die Frage wird also sein, wie schnell man als Organisation einen Weg findet, ein eigenes Modell zum Umgang mit vermeintlichen Hype-Themen zu entwickeln und umzusetzen.

Beste Grüße

Christoph Deeg

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