Liebe Leser,
heute geht es um den dritten Workshoptag in Yaounde/Kamerun. Am dritten Tag kümmern wir uns primär um die Orte, die durch die Spieler besucht werden sollen. Ich habe schon in vorherigen Beiträgen zum „Enter-Africa-Projekt“ beschrieben, was an diesem dritten Workshoptag passiert. Deshalb möchte ich in diesem Beitrag etwas tiefer gehen. Die Transformation eines Ortes ist für die Teilnehmer eine schwierige Aufgabe. Zum einen fällt es Ihnen schwer, bekannte orte anders wahrzunehmen. Aber das ist genau das, was wir brauchen. Deshalb sollen sich die Teilenehmer folgende Fragen stellen:
1. Welche kleinen Details sind an diesem Ort vorhanden, die im Spiel genutzt werden können? Dazu gehört z.B. alles was man zählen oder anfassen kann.
2. In welcher Verbindung steht der Ort zu anderen Orten im Spiel?
3. Wie sieht die Historie dieses Ortes aus?
4. Gibt es zu diesem Ort Informationen und Angebote im Web?
5. Wie wirkt der Ort, wenn bestimmte Sinne ausgeschaltet werden? Also wie wirkt der Ort, wenn ich die Augen schließe oder mir die Ohren zuhalte?
6. Was ist im Umfeld des Ortes zu entdecken?
7. Was kann man in weiter Entfernung von diesem Ort mit den Augen erkennen?
8. Sind der Ort bzw. die Details, welche im Spiel genutzt werden frei zugänglich?
9. Was bietet der Ort den Menschen, die ihn besuchen?
10. Gibt es Besonderheiten z.B. Verbote zu bestimmten Tätigkeiten?
Auf diese 10 Fragen werden dann Antworten gefunden. Diese bilden dann die Basis für die Entwicklung der Quests und Tasks. In diesem Stadium sind wir noch sehr an der Realität. Trotzdem werden zuerst auf dieser Basis die rudimentären Aufgaben und Rätsel erstellt. Ist dies geschehen, haben wir eine Grundstruktur. Nun müssen wir sowohl die Orte and sich als auch die einzelnen Aufgaben in die Story des Spiels übersetzen. Ein einfaches Beispiel: Wenn ich einen realen Raum in einem Haus habe, der drei Türen hat, dann kann ich – das wäre nun eine sehr einfache Aufgabe – die Anzahl der Türen zählen lassen. Dies definiert aber nicht, warum ich dies tun soll und was die Türen im Spiel bedeuten. Es können also im Spiel drei magische Portale in die Zukunft sein. Und weil wir die Energieflüsse der Zeiten steuern müssen, brauchen wir die Anzahl der Türen. Es kann aber auch sein, dass sich ein Dieb im Haus befindet und wir müssen verhindern, dass er das Haus verlässt. Hierfür müssen wir alle Ausgänge bewachen und dafür ist die Anzahl der Türen relevant. In beiden Fällen geht es um das Zählen von Türen aber es gibt einen komplett anderen Zusammenhang.
Ein Nebenziel dieser Herangehensweise ist, dass wir auf diesem Weg sehr schnell eine gewisse Erfahrung im Umgang mit der Plattform und der Entwicklung von Aufgaben und Rätseln bekommen. Ziel des Projektes ist ja eben nicht, einfach nur ein Spiel zu entwickeln. Vielmehr möchten wir auf verschiedenen Ebenen erreichen, dass die Teilnehmer gemeinsam eine Vision für die Zukunft ihrer statt entwickeln bzw. sich darüber – primär über das Spiel – austauschen.
Aus Sicherheitsgründen sind Dagmawi und ich dieses mal im Bus geblieben – aber wir konnten auch so einiges sehen. Dieser Tag ist immer sehr spannend, wenn wir erleben die Orte, an denen das Leben stattfindet, und nicht irgendwelche Touristenziele. Manches ist mir durch die vielen Reisen nach Afrika schon vertraut. Aber ist trotzdem immer wieder beeindruckend, manchmal verstörend und auf jeden Fall immer eine Bereicherung.
Beste Grüße
Christoph Deeg