Liebe Leser,
es ist Sonntagabend und ich sitze seit Stunden an den Powerpoints für die Workshops nächste Woche. Zudem findet ab Mittwoch auch noch die Re:Publica statt. Ich habe mich schon sehr lange auf diese Konferenz gefreut. Nun wollte ich eigentlich bis heute Abend wieder ein paar neue Beiträge gepostet haben. Zum Einen liegen hier bei wordpress noch ein paar Entwürfe und zum Anderen habe ich von EA eine Antwort zur Frage, was es mit dem Code in der Charaktererstellung in Mass Effect 2 auf sich hat, bekommen, und möchte diese gerne mit Euch teilen. Was in den letzten Tagen fehlte war die Zeit. Ich habe es schlichtweg nicht geschafft. Nachdem ich heute ein bisschen über mein schlechtes Gewissen nachgedacht habe, bin zu dem Schluss gekommen, dass ich heute genau darüber schreiben möchte.
In all meinen Workshops werde ich immer wieder von Teilnehmern darauf hingewiesen, dass sie nicht wissen, wie sie diese zusätzliche Aufgabe noch lösen sollen. In den meisten Unternehmen und Institutionen haben die Menschen auch ohne das Web 2.0 genug zu tun. Es ist auch nicht so, dass hier einfach so neue Stellen geschaffen werden können. Zudem können andere Kommunikationswege nicht einfach geschlossen werden. Immerhin gibt es immer noch sehr viele Menschen, die man nicht im Internet wohl aber über die sog. klassischen Medien erreichen kann.
Es gibt viele Möglichkeiten, mit dieser Situation umzugehen. Die schlechteste ist sicherlich gar nichts zu tun. Leider erlebe ich auch sehr oft, dass Mitarbeiter das Thema Web 2.0 so spannend finden, dass sie diesen Bereich in ihrer Freizeit bearbeiten. Ich finde es toll, wenn Menschen sich in der Freizeit mit dem Thema beschäftigen. Ich denke aber es sollte dann privat und nicht geschäftlich also im Namen der Institution oder des Unternehmens geschehen. Letzteres birgt m.E. zwei Gefahren. Zum Einen sollte man Freizeit für sich nutzen. Es soll ja Freizeit sein und nicht Arbeitszeit. Zum Anderen verliert die Arbeit im Web 2.0 für das Unternehmen bzw. die Institution an Wertigkeit. Es ist dann etwas, was mal nebenbei in der Freizeit getan wird. Im geschäftlichen Rahmen sollte die Arbeit im Web 2.0 eine gleichberechtigte Aufgabe neben allen anderen sein. Die Arbeit im Web 2.0 ist keine optionale Zusatzleistung sondern wird sich in der Zukunft zu einer Kernaufgabe entwickeln – davon bin ich fest überzeugt. Deshalb ist es auch wichtig, dass man sich bewusst dafür oder dagegen entscheidet. Klar ist auf jeden Fall: Die Arbeit im Web 2.0 wirkt auch nach innen in das eigene Unternehmen und die eigene Institution. Dies betrifft nicht nur die Frage, ob ich mit der Kultur des Web 2.0 kompatibel bin sondern auch, welche Ressourcen zur Verfügung stehen. Das Web 2.0 ist nicht kostenlos – die Kosten liegen nur woanders…
Das ändert natürlich nichts an der Problematik, dass ich nun wieder ein paar Tage lang nichts auf meinem Blog gepostet habe. Ich denke, wir haben manchmal das Recht nicht zu schreiben. Was mir am bloggen am meisten Spass macht, ist die damit verbundene Freiheit. Dazu gehört auch, manchmal einfach nichts „Neues“ anbieten zu können. Naja beinahe nichts neues:-)
Beste Grüße
Christoph Deeg
Das sehe ich genauso. Bloggen sollte schließlich ein freiwilliger Akt sein und Spaß machen. Wenn man eben mal ein Woche keine Zeit (oder einfach keine Ideen) hat, geht die Web2.0-Welt auch nicht unter.
Ich persönlich habe das Zeitproblem für mich so gelöst, dass ich mir den Freiraum für meine Social Web Aktivitäten innerhalb meiner Arbeitszeit schaffen muss. Feierabend heißt für mich offline zu sein – auch aus familiären Gründen – und der Feierabend ist mir heilig! Schade, dass man sich kaum traut, das offen zu sagen – schließlich kommunizieren die richtig erfolgreichen Web 2.0-Meinungsführer ja rund um die Uhr… ob sich alle damit wohl fühlen, wage ich zu bezweifeln.
Super Artikel. Bringt vieles auf den Punkt, was mir auch so durch den Kopf geht…