Werk und Kontext im Zeitalter der Digitalisierung.
Was ist eine Bibliothek? Was ist ein Kulturort? Brauchen wir diese Orte noch, wenn doch alles digital zu haben ist? Und wenn wir diese Orte noch brauchen, was und wie sollen sie dann sein? Wir erleben das Zeitalter digital-analoger Lebensrealitäten. Es ging und geht nicht um ein „entweder digital oder analog“. Dieser Konkurrenzkampf hat nie existiert. Die Digitalisierung verdrängt nicht das Analoge, sie erschafft vielmehr einen erweiterten Optionsraum. Für Bildungs- und Kulturorte geht es also darum, diesen erweiterten Optionsraum zu verstehen bzw. einen eigenen digital-analogen Optionsraum zu entwickeln.
In den letzten Jahren hat sich bei Bibliotheken, Museen, Theatern im Kontext der Digitalisierung einiges getan. Und doch stehen wir noch immer am Anfang, erleben, dass sich die Umwelt schneller entwickelt, als es die Institutionen, die Kultur- und Bildungsorte tun könnten. Der Wettbewerb, der Wettlauf um die Digitalisierung im Sinne einer Technologieübernahme ist nicht zu gewinnen. Aber er muss auch nicht gewonnen werden. Er muss vielmehr verstanden und gestaltet werden. Anders ausgedrückt: Die Ebene der Technologie ist im Kontext der Digitalisierung zweitrangig. Sie ist nur ein Enabler. Wichtiger sind die Elemente Funktion und Kultur. Hier können und sollten sich Bibliotheken und Kulturorte positionieren und eigene digital-analoge Lebensräume anbieten. Die Zeit der digitalen PR im Kontext von Bildung und Kultur ist abgelaufen. Es geht nicht darum, durch eine Facebook-Seite Menschen in die Institution zu locken, Es geht vielmehr darum, sowohl digital als auch analog ein neues Verständnis für Audience Developement 2.0 zu entwickeln.
Was bedeutet das konkret? Wie sieht mein Angebot aus?
Ich entwickele und realisiere mit Bibliotheken, Museen, Kulturzentren und vielen weiteren Kultur- und Bildungsorten individuelle digital-analoge Gesamtstrategien. Es geht also nicht um eine Verbesserung operative Umsetzung, sondern um eine umfassende Neuausrichtung und Neugestaltung der gesamten Organisation.
Aber was bedeutet „digital-analoge Gesamtstrategie“?
Am einfachsten lässt sich dies mit einem Bild erklären. Stellen Sie sich einfach vor, ich würde Ihnen für Ihre Wohnung oder Ihr Haus ein weiteres Zimmer schenken. Sie müssen dafür keine Miete zahlen bzw. es nicht käuflich erwerben. Es gehört einfach Ihnen. Die Grundstruktur wie ein Boden, Fenster und eine Heizung sind vorhanden. Um die Einrichtung und die Nutzung müssen Sie sich selbst kümmern und diese auch selbst ermöglichen.
Was würden Sie tun? Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit würden sie mit diesem neuen Raum Dinge tun, die sie sonst nicht tun konnten. Sie würden ihn nicht leerstehen lassen und Schilder aufhängen, die einem aufzeigen, dass es in der Küche oder dem Wohnzimmer viel spannender wäre. Um aus dieser neuen Wohnung einen erweiterten Lebensraum zu entwickeln, sollten sie zuerst überlegen, was sie in dem neuen Zimmer machen können. Es sollte so gestaltet werden, dass es auch ohne die anderen Zimmer einen Mehrwert erzeugt. Es ist also kein Lager und kein PR-Ort. Ist dies geschehen, würde man dann die Rückkopplungseffekte in die Wohnung analysieren und gestalten. Schließlich verändert sich ja auch das Lebensgefühl in der alten Version der Wohnung. Schließlich würde man das Zusammenleben in dieser neuen Wohnung neu planen. Schließlich wollen sich alle Bewohner der Wohnung hier auch weiterhin zu Hause fühlen.
Übertragen wir nun dieses Bild in unseren Kontext. Das neue Zimmer ist der digitale Raum. Diesen gestalten sie am besten zuerst. Den vorhandenen aktuellen Ort kennen sie ja schon und ihn jetzt zu verändern macht keinen Sinn, denn dann würden sie ihn danach nochmal transformieren müssen. Im Anschluss daran muss der analoge Raum und alles weitere, was schon da war, mit diesen digitalen Angeboten verbunden werden. Schließlich entsteht daraus ein neues Organisations- und Managementmodell. All dies zusammen ergibt am Ende einen erweiterten digital-analogen Lebensraum, der auf den Stärken der jeweiligen Institutionen basiert.
Ich habe diesen Ansatz in einer großen Zahl an Institutionen unterschiedlicher Ausrichtung und Größe im In- und Ausland umgesetzt. Dieser Ansatz ist gewachsen und wird auch noch heute stetig weiterentwickelt. Jeder Transformationsprozess ist einzigartig, selbst dann, wenn vergleichbare Modelle und Formate zum Einsatz kommen. Die im folgenden beschriebenen Projektbeispiele waren und sind demnach immer ein Ausschnitt, eine Inspiration:
Beispielprojekte im Bereich Bibliotheken:
Stadtbibliothek Ludwigshafen: Entwicklung und Umsetzung einer umfassenden digital-analogen Gesamtstrategie inkl. der Mitgestaltung des Neubaus der Bibliothek. Das Beratungsprojekt dauerte insgesamt zwei Jahre und es war u.a. der Startpunkt für das „Ideenw3rk“.
Mediathek Ingelheim, Stadtbibliothek Velbert, Stadtbibliothek Dornbirn: Entwicklung und Umsetzung einer digital-analogen Bibliotheksstrategie. Im Rahmen dieser Projekte entstanden ebenfalls digital-analoge Bibliotheksstrategien mit unterschiedlichen Fokusthemen und basierend auf unterschiedlichen Ausgangssituationen.
Projekt „Lernort Bibliothek“ des Landes Nordrhein-Westfalen: Im Rahmen dieses Projektes habe ich innerhalb mehrerer Jahre mehr als 30 unterschiedliche öffentliche Bibliotheken im Kontext der Digitalisierung beraten und begleitet.
Weiterführende Links: https://www.deutschlandfunkkultur.de/bibliotheken-suchen-ein-neues-image-ein-ort-fuer-menschen.976.de.html?dram:article_id=408311
Beispielprojekte von Kulturinstitutionen:
Kulturzentrum „Das Haus“ Ludwigshafen: Entwicklung und Umsetzung einer digital-analogen Gesamtstrategie mit dem Fokus auf die Verbindung des Digitalen mit dem analogen Kulturraum.
„Haus des Spielens“ Nürnberg: Entwicklung und Umsetzung einer umfassenden digital-analogen Gesamtstrategie inkl. der Gebäudeplanung. Hierbei handelt es sich um eine komplette Neugründung einer Kulturinstitution.
Bundesakademie für Kulturelle Bildung Wolfenbüttel: Durchführung verschiedener Workshop-Projekte im Kontext der digitalen Transformation des Kultursektors.
Weiterführende Links: https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/akmb-news/article/view/26481/20183
Wenn Sie mehr über diesen Ansatz wissen wollen, lesen Sie gerne meinen Blog oder kontaktieren Sie mich unter c.deeg@christoph-deeg.com