Wie viele Versuche haben wir?

Liebe Leser*innen,

in vielen Transformationsprozessen wird davon gesprochen, dass man nun alles anders machen möchte. Manchmal möchte man Hierarchien abbauen und manchmal möchte man gar neue Strukturen erschaffen. Alles soll irgendwie offener, freier sein. Und dann geht man den Prozess wie einen industriellen Produktionsprozess an. Es gibt Ziele, es gibt Deadlines und Verantwortlichkeiten. Schon im Transformationsprozess selbst verhindert man Transformation, denn man kann mit der damit verbundenen Instabilität nicht umgehen. Alles soll geordnet stattfinden. Aber das bedeutet, dass jemand ganz genau wissen muss, was, wann, wie und warum passieren soll. Und: diese Person muss auch alle Wechselwirkungen und Eventualitäten berücksichtigen bzw. berücksichtigt haben. Dabei werden Kompetenzen erst durch den Weg, aber nicht durch den Stillstand des vorgegebenen Prozesses entwickelt.

Natürlich kann ich jeden/jede verstehen, der/die kein Risiko eingehen möchte. Und ja, niemandem ist damit geholfen, wenn ein System aufgelöst wird, ohne dass eine Idee für den neuen Ist-Zustand formuliert wurde. Aber wir müssen lernen, mit diesen Risiken umzugehen. Wir haben zumeist mehr als einen Versuch. Und wir sollten mehrere Versuche angehen, damit uns etwas passiert.

In Spielen können wir etwas sehr spannendes beobachten: Wenn Menschen ein Spiel komplett verstanden haben bzw. es komplett beherrschen, hören sie auf zu spielen, denn es gibt dann keine Herausforderungen mehr. Spiel und Redundanz schließen sich aus. Menschen sind keine redundanten Wesen, sie sind spielende Wesen.

herzliche Grüße

Christoph Deeg

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