Gamification und das digitale Henne-Ei-Problem

Liebe Leser*innen,

in meinem letzten Beitrag schrieb ich über das „digitale Henne-Ei-Prinzip“. Heute geht es um eine erweiterte Perspektive auf diese Herausforderung. Ich habe mir das Thema aus der Sicht der Gamification angesehen. Gamification bedeutet letztlich nichts anderes, als die Anwendung von Spielmechaniken auf Nicht-Spiel-Kontexte. Es entsteht also kein Spiel, sondern ein realer Prozess wird mittels Spielmechaniken verbessert.

Das digitale Henne-Ei-Prinzip lässt beispielsweise mit zwei Spielmechaniken bearbeiten. Die erste Spielmechanik ist die der „Information Transparency“. Diese besagt, dass alle Informationen, die ich für die Lösung einer Aufgabe benötige, im Prozess selbst (bzw. im Spiel) vorhanden sein müssen. Umgekehrt bedeutet dies also, dass ich sicherstellen muss, dass ich überhaupt verstanden habe, welche Fragen/Informationen in einem Prozess entstehen können, dass ich diese Informationen zur Verfügung stelle und dass ich die Form der Übersetzung der Informationen so gestaltet habe, dass sie direkt anwendbar sind. Dies alles muss zudem zum richtigen Zeitpunkt (Informationen sind Ressourcen) geschehen. Beim digitalen Henne-Ei-Prinzip bedeutet dies, dass ich zum einen mittels Digitalisierung Informationen für die Entwicklung neuer Prozesse zur Verfügung stelle. Auf der anderen Seite bedeutet es, dass Informationen über den digitalen Optionsraum in der Organisation verteilt werden müssen, um einen Anpassung an diesen Optionsraum zu ermöglichen.

Die zweite Spielmechanik ist der „Path to mastery“. Hierbei geht es darum, in einem Prozess Aufgaben zu definieren, die ich aufgrund meiner vorhandenen Kompetenzen lösen kann, für deren Lösung ich das vorhandene Know How aber neu kombinieren bzw. anwenden muss. Ist die Aufgabe gelöst, entsteht ein neuer, ein erweiterter Kompetenzrahmen. Die nächste Aufgabe steht nun in Verbindung mit diesem neuen Kompetenzrahmen. Somit entsteht ein kontinuierliches Wechselspiel zwischen individueller Weiterentwicklung und der Transformation einer Organisation. Auf das digitale Henne-Ei-Prinzip angewendet würde dies bedeuten, dass Digitalisierung und Innovationsfähigkeit einer Organisation immer als zwei Pole wahrgenommen werden, zwischen denen kontinuierliche Wechselwirkungen bestehen. Für die Gestaltung dieser Prozesse ist es notwendig, zu verstehen, welche Seite gerade die Oberhand hat und wie man dann eine Bewegung hin zur anderen Seite ermöglichen kann.

Herzliche Grüße

Christoph Deeg

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