In den letzten Jahren habe ich eine Vielzahl an unterschiedlichen Transformationsprozessen entwickeln und/oder begleiten dürfen. Am Anfang ging es um einzelne Organisationen, später kamen Communitys hinzu und seit ca. 4 Jahren gestalte ich komplexe digital-analoge Lebensräume wie z.B. ganze Städte. Jedes dieser Projekte ist einzigartig und doch gibt es zumindest gedankliche Gemeinsamkeiten.
Ausgangspunkt ist immer die Frage nach der digital-analogen Lebensrealität der Menschen. Digitalisierung bedeutet demnach nicht die Nutzung digitaler Technologien, sondern die Entwicklung von Funktionen und Kulturmodellen im Kontext eines digital-analogen Lebensraumes. Die „Auswahl“ bzw. Nutzung einer Technologie ist somit nur ein Element eines viel größeren Prozesses.
Im Laufe der Jahre habe ich mit verschiedenen Teams gearbeitet und unterschiedliche Transformationsmodelle entwickelt. Ein Ansatz war die Implementierung von Spielmechaniken in die – digital/analoge – Stadtentwicklung. Ziel ist vor allem, eine möglichst breite Gruppe an Menschen in den Prozess zu integrieren. Städte sind Kunstwerke, Lebensräume und Rahmenmodelle. Gelebt werden sie von Menschen und einen wichtige Frage ist die, wie das Leben in einer sich verändernden Stadt aussehen kann. Welche Funktionen sind vorgegeben? Welche Optionen ergeben sich aus den verschiedenen Perspektiven der Menschen, die in der Stadt leben? je mehr wir über diese Fragen nachdenken, desto eher können wir bei der Stadtentwicklung der Zukunft neue Wege gehen.
Wie bereits erwähnt habe ich bei einigen Projekten mit interdisziplinären Teams gearbeitet. In Teilen durfte ich diese Teams selber aufbauen. Manche Teams existieren nur für ein einzelnes Projekt und andere entwickeln sich weiter und verfestigen sich. Letzteres ist bei meinem Team aus Äthiopien geschehen. Aus unserer Zusammenarbeit bei „The Battle of the times“, dem ersten local-based-game Äthiopiens, welches sich mit der Frage der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Addis Abeba beschäftigte, und „Enter Africa“ einem Mega-Projekt in 15 afrikanischen Staaten, welches sich mit der Frage der Zukunft von Städten und städtischer Kultur beschäftigte (beides Projekte des Goethe Instituts), wurde „SOSTLAB“, ein äthiopisch-deutsches Transformationslabor. Das Team von SOSTLAB besteht aus drei Personen: Bethlehem Anteneh (Addis Abeba), Dagmawi Bedilu (Addis Abeba) und mir.
Die Gründung von SOSTLAB ging einher mit dem Projekt LUtopia, welches vom Kulturbüro Ludwigshafen, der Stadtbibliothek Ludwigshafen und zusammen mit uns durchgeführt wird. In diesem Projekt geht es u die Frage, wie das Leben in der Stadt Ludwigshafen in der Zukunft aussehen könnte. Wir stellen nicht die Frage, welche Gebäude und Strukturen vorhanden sein sollen. Wir wollen vielmehr herausfinden, wie das Leben in der sich stark verändernden Stadt in der Zukunft aussehen kann. Hierfür haben wir verschiedene Formate entwickelt. Pandemiebedingt findet das gesamte Projekt digital statt. Aktuell führen wir erste Online-Sessions durch, bei denen wir einen virtuelle Kopie der Stadt besuchen und uns über zukünftige Funktionen ausgesuchter Orte in der Stadt Gedanken machen. Ab dem 19. April findet dann das große LUtopia-Camp statt: zwei Wochen lang finden jeden Tag Workshops, Sessions etc. statt und es entstehen zudem digital-analoge Formen und Visionen für das Ludwigshafen der Zukunft.
Ich freue mich sehr, dass wir dieses Projekt umsetzen dürfen. Im folgenden Video erkläre ich die Details des Projektes. Weitere Informationen findet man unter www.lutopia.de
Christoph Deeg