Liebe Leser,
im Kontext der digitalen Transformation von Organisationen und Unternehmen habe ich immer wieder mit ganz unterschiedlichen Herausforderungen zu tun. Ein Punkt, der mir immer wieder auffällt, ist der, dass in den allermeisten Fällen die Digitalisierung primär oder sogar ausschließlich als Technologie-Thema angesehen wird. Die Fokussierung auf den Aspekt der Technologie birgt aber viele Risiken. Denn es ist nicht so, dass die Technologie die wichtigste Funktion in diesem „Spiel“ innehat. Technologie ist nur der Enabler, aber sie ist alleine nutzlos.
Erst der Kontext, also die Anwendung der Technologie sorgt für eine Relevanz und es ist eben genau diese Anwendung, die auch funktionieren muss, damit sich für die Organisation wirkliche Mehrwerte ergeben. Das bedeutet, letztlich gesehen reden wir vor allen Dingen über das Thema der Unternehmens- bzw. Organisationskultur. Mit Kultur sind die vorhandenen Denk- und Arbeitsweisen gemeint, die entweder einen Einfluss auf die Nutzung der digitalen Medien haben, oder aber durch die digitalen Medien gegebenenfalls geändert werden.
Das ist gar nicht so einfach wie es klingt. Denn es geht nicht nur darum, ein paar schöne Überschriften zu erstellen, und ein Unternehmen in den partizipativen Wahnsinn zu treiben. Kultur ist etwas, was über einen sehr langen Zeitraum gewachsen ist. Kultur ist ebenso etwas, was wir nicht direkt verändern können. Menschen sind keine Maschinen. Und somit macht es auch keinen Sinn, Aktivitäten zu starten die dann bei den Menschen ganz bestimmte neue Kulturmuster erzeugen sollen.
Das Problem ist, dass wir gerade im Management von Organisationen noch viel zu sehr die Logik der Industrialisierung verfolgen. Wir tun immer noch so, als wären Menschen nichts anderes als Computer, die man einfach nur richtig programmieren bzw. bei Schwierigkeiten umprogrammieren muss. Im schlimmsten Fall führt das z.B. dazu, dass sich die Unternehmensleitung darüber beschwert, dass die Mitarbeiter die vielen neuen Fortbildungsangebote im Bereich der Digitalisierung einfach nicht annehmen wollen. Dabei wird gerne vergessen, dass die meisten Unternehmen und Organisationen eine sehr schlechte Weiterbildungsstruktur haben.
Das bedeutet, wenn überhaupt sollen die Mitarbeiter nur in ganz speziellen Funktionen weitergebildet werden, die einen sofortigen Mehrwert für das Unternehmen bedeuten könnten. Was nicht gemacht wird ist, zu versuchen, die Mitarbeiter als Ganzes also als Individuum weiterzuentwickeln. Aber nur dieser individuelle Entwicklungsprozess sorgt für die notwendige Diversität im System. Deshalb benötigen wir auch individuelle Weiterbildungsportfolios und nicht einfach nur sinnlose E-Learning-Angebote, die letztlich digitale Schulungen darstellen und zudem an den verschiedenen Motivationsportfolios der Menschen vorbeigehen.
Wenn wir also über digitale Transformation reden, dann müssen wir verstehen, dass durch die Digitalisierung letztlich nichts anderes als ein Multi-dimensionaler Optionsraum entstanden ist. Dieser Optionsraum bedeutet vor allen Dingen Komplexität und Diversität. Wenn wir nun digitale Transformationsprozesse managen wollen, dann müssen wir Wege finden, wie wir den Menschen in ihrem jeweiligen Level bzw. ihrem jeweiligen Standort innerhalb des Systems helfen können. Ziel ist die Transformation der Organisation als selbstlernendes System.
Beste Grüße Christoph Deeg