Liebe Leser,
neben meinen Projekten und Beratungsaufträgen im Kontext von digital-analogen Transformationsprozessen halte ich dieses Jahr auch wieder eine große Anzahl an Vorträgen. Bei diesen Vorträgen geht es letztlich um drei Bereiche. Zum einen geht uns um digital-analoge Transformationsprozesse und ihre Auswirkungen auf Organisationen, Unternehmen und die gesamte Gesellschaft. Zum anderen geht es um die Bereiche Gamification, Game-Thinking und Games als Werkzeug um eben jene Transformationsprozesse zu ermöglichen. Und schließlich kümmere ich mich nach wie vor intensiv um die Frage, wie sich in Zukunft die Arbeit der internen Revision und des Risikomanagements ändern wird . Ich weiß, dass viele immer wieder Schwierigkeiten haben, zu verstehen, wie diese drei Themenbereiche zusammenhängen. Aber letztlich ist das ganz einfach. Den eigentlich geht es nur um die Frage, wie menschliches Zusammenleben in unterschiedlichen Kontexten gestaltet werden kann, damit möglichst alle Beteiligten einen individuellen Mehrwert erfahren. Insofern könnte man auch sagen, Transformationsprozesse sind immer menschliche Prozesse, und wenn wir Elemente wie z.B. Gamification oder Game-Thinking einbauen, machen wir letztlich gesehen nichts anderes, als menschliche Methodik in diese Transformationsprozesse einzubauen.
Der Kontext zur internen Revision und zum Risikomanagement ist hier auch ohne weiteres herzustellen. Denn wenn wir in großen Unternehmen Risiken prüfen, analysieren, bewerten usw., dann müssen wir in der Lage sein, eben jene Transformationsprozesse zu verstehen.
In diesem Jahr gab es schon einige Vorträge von mir. Vor ein paar Tagen war ich unter anderem in Berlin, auf dem Digital Social Summit aktiv. Dort durfte ich zusammen mit Cigdem Uzunoglu, Geschäftsführerin der „Stiftung Digitale Spielekultur“ ein Panel gestalten, bei der es um die Frage der Anwendung von Gaming, Gamification, Game-Thinking etc. für den digitalen Transformationsprozess des ländlichen Raumes ging. Wir hatten wirklich spannende Panel-Mitglieder. Die Diskutanten kamen aus unterschiedlichen Bereichen wie z.B. der öffentlichen Verwaltung, Unternehmen und auch dem Bereich Kultur.
Nach zwei kurzen Impulsen haben wir uns intensiv über die verschiedenen Möglichkeiten ausgetauscht. Nach der Veranstaltung habe ich viele interessante Gespräche führen dürfen, und es gab sogar weitere Anfragen für weitere Projekte. Danach bin ich am nächsten Morgen sehr früh in Berlin aufgestanden, um den Zug nach Wiesbaden zu nehmen. Dort angekommen habe ich einen Vortrag zur Veränderung der Arbeit von Kulturämtern im Kontext der Digitalisierung gehalten. Kern meine Aussage war auch hier, dass sich die Digitalisierung als größte Herausforderung für den Kultursektor entwickeln wird. Und natürlich bin ich auch hier wieder auf die Theorie eingegangen, dass es sich bei dem Thema Digitalisierung letztlich nicht um ein Technologiethema handelt. Es geht vielmehr um die Frage der funktionalen und kulturellen Rahmenbedingungen, die hier intensiv neugestaltet werden müssen. Die Anschaffung von unterschiedlichsten Technologien stellt heute keine große Hürde mehr da. Natürlich muss auch hier eine Weiterentwicklung stattfinden, und die digitale Infrastruktur in Deutschland ist nach wie vor desaströs. Aber dieses Problem werden wir früher oder später lösen. Viel schwieriger wird es sein, die dazu notwendigen Ressourcen und Strukturen zu schaffen, damit diese Technologien auch wirklich gewinnbringend und sinnstiftend angewendet werden können.
Hier liegt gerade für die Kulturämter ein riesengroßes Betätigungsfeld. Denn es wird darum gehen, jeweils den gesamten Kultursektor neu zu gestalten. Es reicht also nicht mehr aus, in irgendeiner Form eine Seite auf Facebook zu betreiben. Es geht in der Zukunft darum, komplexe digital-analoge Kultur-Strategien zu entwickeln. In vielen Orten wird im Moment intensiv an der Entwicklung von Kulturentwicklungsplänen gearbeitet. Das Thema Digitalisierung spielt zu oft in diesem Kontext immer noch eine untergeordnete Rolle. Ich persönlich bin der Meinung, dass wir gerade bei diesem wichtigen Feld darauf achten müssen, dass das Thema Digitalisierung zu einer Querschnittsfunktion jeglicher kulturellen Planungen wird. Das bedeutet, dass komplett neue Strukturen geschaffen werden müssen, und gegebenenfalls werden wir uns auch von einigen Inhalten bzw. Elementen trennen müssen.
Dabei geht es keinesfalls darum, sich in irgendeiner Form auf eine Art digitale Zielgruppe zu konzentrieren. Es geht vielmehr darum, zu verstehen, dass wir es mit digital-analogen Lebensrealitäten zu tun haben. Das heißt, wir haben sowohl diejenigen, die überhaupt keine digitale Affinität haben, bzw. mit dem Thema nichts anfangen können und wir haben ebenso diejenigen, die nichts mehr ohne digitale Anbindung machen. Wir müssen also einen multioptionalen Erfahrungsraum schaffen und dies wird bedeuten, dass wir alle Kulturstrategien dahingegen überprüfen müssen, ob sie letztlich zu diesem digital-analogen multioptionalen Erfahrungsraum führen. In den nächsten Wochen liegen noch einige Vorträge von mir. Ein Highlight wird sicherlich meine erneute Reise nach Korea sein. Aber darüber berichtige ich in einem anderen Beitrag.
Beste Grüße Christoph Deeg