Liebe Leser,
heute ist Zeit für ein weiteres Update über meine Aktivitäten im Rahmen des Projektes GameOn2025 zur Bewerbung der Stadt Nürnberg als Kulturhauptstadt Europas. Wer mehr wissen möchte was es in diesem Projekt geht, kann dies in meinen vorherigen Beiträgen oder auch auf der Seite des Projektes lesen.
In diesem Beitrag soll es um meine Erkenntnisse bei den Workshops in Erlangen gehen. In Erlangen hatten wir eine andere Struktur als z.B. in Bayreuth. Zum einen lag es daran, dass wir eine viel heterogenere Gruppe als Teilnehmer hatten. Dies betraf zum einen die Altersstruktur von 10 bis 17 Jahren, und zum anderen die jeweiligen Hintergründe der Teilnehmer. Ein weiterer Aspekt war, dass wir diesmal die Workshops nicht an vier Tagen am Stück durchgeführt haben. Wir konnten in Erlangen nur auf das Wochenende gehen. Das bedeutet, dass wir den Workshop auf zwei Wochenenden mit jeweils zwei Tagen aufgeteilt haben. Gastgeber war diesmal das E-Werk in Erlangen. Und sowie der Verein wundersam anders e.v. in Bayreuth war auch das E-Werk ein großartiger Gastgeber.
Auch inhaltlich bzw. strukturell haben wir in den Workshops in Erlangen einiges anders gemacht. Der größte Unterschied war sicherlich, dass wir uns weniger mit theoretischem Game-Design und viel mehr mit verschiedensten Erfahrungsräumen im Kontext von Spielmechaniken beschäftigt haben. Konkret bedeutete das, dass wir vor allen Dingen am ersten und in Teilen auch am zweiten Tag versucht haben, kontinuierlich das E-Werk als Spielfeld zu sehen und es in immer wieder in neuen Spielmodellen zu transformieren. So entwickelten wir analoge Schnitzeljagten aber auch Adaptionen von Brettspielen und Kartenspielen. Für die Teilnehmer bedeutete dies, dass sie vor allen Dingen an den ersten beiden Tagen sehr intensiv unterwegs waren und zugegebenermaßen waren am Ende des jeweiligen Workshop-Tages alle Teilnehmer sehr müde. Gleichzeitig waren sie aber hochmotiviert.
Ich habe in den folgenden Videos meine Gedanken zu diesem Ansatz und zum Thema „Playfull Participation“ beschreiben:
Ich denke es ist sehr wichtig, dass man immer wieder versucht, auf die Teilnehmer einzugehen. Und dieser andere Ansatz hat viele Vorteile, birgt aber auch einige Risiken, vor allen Dingen wenn es darum geht, später in kleinen Gruppen über einige Wochen hinweg weiter an dem Spiel zu arbeiten.
Auffallend war auch, dass man Ortsbegehungen sehr intensiv vorbereiten muss, wenn die Gruppe kaum daran gewöhnt ist, Orte direkt in Spielmechaniken zu übertragen. Es hat ein bisschen gedauert, bis die Teilnehmer verstanden hatten, auf welche Art und Weise sie die jeweiligen Orte am besten analysieren und später transformieren können. Es reicht nicht nur, kreativ zu sein, es ist ebenso wichtig, sich zu überlegen, wie man all diese Ideen und Visionen in ein Spiel überträgt, und dem Spieler damit einen guten Einblick in die eigene Erfahrungswelt gibt.
Ich werde in solchen Zusammenhängen immer darum gebeten, eine Art Gebrauchsanweisung zu erstellen. Und ich weiß auch, dass dies seine Gründe hat. Denn es ist sehr schwierig, nicht nur methodisch und didaktisch vorzugehen, sondern auch noch ein gutes Spiel bauen zu wollen. In dieser Gruppe ist es so, dass wir sogar vier Trainer haben. Das bedeutet zum einen eine große Hilfe für mich. Es bedeutet aber zum anderen, dass die Beratungsarbeit der Trainer und die Beratungsarbeit der Teilnehmer einen großen Aufwand bedeutet.
Auffallend ist wieder, wie wichtig es ist, dass die Trainer sehr schnell eine klare Rolle in der Gruppe bekommen. Sie sind eben nicht Teilnehmer, sondern sie müssen auf der einen Seite emotional verbunden sein, aber auf der anderen Seite auch Führungspersonen werden. Gerade wenn es in der Gruppe auch schwierige Teilnehmer gibt.
Das Spiel in Erlangen hat ebenfalls eine Zukunftsvision als Kernidee. Interessanterweise wird hier aber intensiv über das Thema „Kultur – heute und morgen“ sowie „Digitalisierung“ nachgedacht. Und einige der Rätsel sind wirklich toll geworden. Ich denke wir haben die Gruppe soweit gut entwickelt. Und die nächsten Wochen werden zeigen, wie gut das Spiel wird. In Erlangen freut mich besonders, dass der Bürgermeister bereits angekündigt hat, dass er das Spiel als erstes spielen möchte. Das ist eine unglaublich große Ehre für dieses Projekt. Und wir werden uns überlegen müssen, wie wir dafür sorgen, dass der Bürgermeister das Projekt nicht nur spielt, sondern dass er und seine Mitarbeiter sich auch mit den in dem Spiel vorhandenen Themen beschäftigt. Denn dies ist eines der größten Probleme bzw die größte Herausforderung in solchen Prozessen. Es gibt nämlich auch darum, einen Weg zu finden, dass die Worte der Teilnehmer gehört werden.
Beste Grüße Christoph Deeg