Liebe Leser,
es ist soweit. Ein neues Jahr hat begonnen. Ich sitze in meinem Büro und denke darüber nach, was 2019 so bringen mag. Ein neues Jahr ist immer eine Zäsur. Als ich noch zur Schule ging, gab es immer zwei solcher Tage in meinem Jahr. Da war zum einen das neue Jahr. Und zum anderen das Ende der Sommerferien. In beiden Fällen begann etwas Neues. In beiden Fällen wollte ich unbedingt, dass es sich auch so anfühlt, als würde etwas Neues beginnen. Ich zelebrierte diesen Tag beziehungsweise diese Tage auf besondere Art und Weise. Ich wollte immer ein neues Kleidungsstück tragen, Und auch ein neues Schulheft musste begonnen werden.
Ein Rückblick
Noch heute ist es so, das ein neues Jahr für mich wie ein neues Level wirkt. Ich habe die letzten Wochen genutzt um über das vergangene Jahr nachzudenken. Viele Dinge sind mit dabei durch den Kopf gegangen. 2018 war ein sehr spannendes und bewegendes und anstrengendes Jahr. Als das Jahr begann, war ich sehr aufgeregt, denn mein großes Projekt in Afrika – Enter Africa – stand in den Startlöchern. Es war ein beeindruckende Zeit. Zusammen Mit Roman Rackwitz und meinen beiden äthiopischen Kollegen Dagmawi Bedilu und Bethlehem Anteneh habe ich im Auftrag des Goethe Instituts eine Vielzahl an afrikanischen Ländern besucht, um dort mit jungen interdisziplinären Teams Visionen für die Zukunft dieses beeindruckenden Kontinent zu entwickeln. Wir haben dies getan, indem wir in jeder Stadt ein local-based-game entwickelt haben. Das Projekt ist immer noch aktiv. Die Finalisierung der Spiele vor Ort hat gerade begonnen. Und in diesem Jahr wird das Projekt und seine Ergebnisse Auf dem Amaze-Festival in Berlin und der Gamescom in Köln vorgestellt werden.
Ich konnte zu Beginn des letzten Jahres nicht ansatzweise abschätzen, wie dieses Projekt aussehen würde. Es waren sicherlich die wildesten Tage meines Lebens. Ich habe sehr viel gelernt. Und dieses Wissen kann ich in meiner Arbeit in unterschiedlichsten Kontexten sehr gut anwenden. Was mich aber am meisten bewegt hat, war das Kennenlernen der Menschen vor Ort. Sie sind es, die die Spiele bauen, sie sind es, die die Vision für ihr Land beziehungsweise ihre Stadt entwickeln, sie sind es, die ihre eigene Welt verändern. Ich habe selten so viel Kreativität, Inspiration, Offenheit und Energie erlebt.
Wie gesagt, das Projekt ist noch nicht zu Ende. Und ich bin immer noch ein Teil davon. Aber meine Aufgabe beschränkt sich nun darauf, das Goethe Institut beziehungsweise die Teams in Afrika beratend von Deutschland aus zu unterstützen. Ich werde diese Zeit mit Sicherheit nie vergessen. Und ich bin sehr dankbar für jede Sekunde die ich dort erleben durfte. Rückblickend muss ich sagen, dass ich meine Sicht auf die Welt in einigen Punkten geändert hat. Vieles ist noch chaotisch in meinem Kopf. Und doch glaube ich, dass wir von Afrika unglaublich viel lernen können und müssen. Meine Kollegin Bethlehem hat dies in einem Workshop in einem wunderbaren Satz zusammengefasst. Sie sagte: „Afrika ist der beste Ort um ein Risiko einzugehen.“
Natürlich war das Jahr 2018 geprägt durch meinem Projekt in Afrika. Gleichwohl gab es noch weitere Projekte, die ebenso spannend und bewegend waren. Ich hatte bereits zu Anfang des letzten Jahres geschrieben, dass ich mich nun selber in einem Transformationsprozeß befinde. Ich wollte und ich will mein Portfolio weiterentwickeln. Der Fokus soll auf der digitalen Transformation unserer Gesellschaft in all ihren Facetten und in der Anwendung von Spielmechaniken für die Gestaltung solcher Transformationsprozesse liegen.
Bauen wir die Zukunft
Und in diesem Bereich ist in 2018 einiges passiert. Meine Beratungsprojekte im Bereich der digitalen Transformation von Unternehmen und Institutionen habe ich massiv ausgeweitet. Besonders gefreut hat mich die Tatsache, dass meine Arbeit für eine große Bank sehr erfolgreich verlaufen ist. Wir haben es geschafft, in wenigen Monaten eine komplette Digitalisierungs-Road-Map zu entwickeln. Meine Arbeit bestand aber nicht nur in der Beratung des Vorstandes in der Neugestaltung der vorhandenen Strukturen etc. Wir haben ebenso gemeinsam ein Bauprojekt für ein neues Bankgebäude weiterentwickelt. Die Fragen waren: welche Auswirkungen hat die digitale Transformation auf ein Bankgebäude der Zukunft? Und inwieweit können Spielmechaniken helfen, neue Modelle in diesem Kontext zu entwickeln? Als wir mit diesem Teilprojekt begonnen haben, konnte ich nicht ahnen, dass ich nun in 2019 ein weiteres Projekt dieser Art umsetzen würde. Dieses Mal darf ich helfen, einen sehr großen Kultur- und Bildungsort zu entwickeln.
Die Arbeit an der digitalen Transformation einer Bank war ein Projekt, welches ich zusammen mit dem ARC-Institute entwickelt und umgesetzt habe. Mit diesem Institut habe ich auch einen völlig neuen Ansatz zur Weiterentwicklung der internen Revision und des Risikomanagements im Kontext der Digitalisierung von Unternehmen entwickeln können. Und in diesem Jahr werden wir diesem Bereich massiv ausbauen.
Wenn man sich mit einem neuen Jahr beschäftigt, sollte man nicht nur über sich selber nachdenken. Ich denke, es ist ebenso wichtig, dass wir unser Umfeld ansehen. Und Ich bin sehr gespannt, welche guten Vorsätze zum Beispiel in der bundesdeutschen Politik im Kontext der Digitalisierung vorhanden sind. Manchmal wirkt das Ganze auf mich wie die berühmten guten Vorsätze zu Beginn eines Jahres – wie zum Beispiel, mehr Sport treiben zu wollen – die man dann ein paar Tage durchhält, um sie dann doch zu vergessen.
Digitales Mittelalter – an jeder Milchkanne..
Ich durfte im Dezember wieder in Südkorea aktiv sein – im Mai 2019 bin ich wieder dort- und dort wurde mir wieder deutlich vor Augen geführt, wie rückständig die Bundesrepublik Deutschland im Bereich der Digitalisierung ist. Was mich vor allen Dingen erschüttert, ist die Tatsache, dass nicht verstanden wird, dass das Zurverfügungstellen von Hochtechnologie beziehungsweise Hochgeschwindigkeitsinternet nur der erste Schritt ist. Es geht vielmehr um eine massiver Umgestaltung unserer Gesellschaft, die wirklich jeden Bereich dieser Gesellschaft beeinflussen wird. Es geht nicht nur um die Frage, ob wir irgendwann selbstfahrende Autos haben. Es geht vielmehr um die Frage, ob wir in der Lage sind, unsere Gesellschaft zukunftsfähig zu machen. Dabei sind die Kernfragen nicht an digitale Medien gebunden. Ich kann keine digital-analoge Gesellschaft schaffen, wenn ich nicht die Denk- und Handlungsmuster, also die Kultur weiterentwickle. Vielleicht brauchen wir eine digitale Leitkultur-Debatte?
Und hier Stehen wir immer noch am Anfang. Ich bin sehr glücklich, dass ich in diesem Jahr auch in den Bereichen Kultur und Bildung weiterhin aktiv sein darf. Denn ich glaube, dass der Schlüssel zu einer digital-analogen Gesellschaft, die fair und sozial ist, nur über die Bereiche Kultur und Bildung umzusetzen ist.
Natürlich habe ich auch ein paar persönliche gute Vorsätze für das neue Jahr. Ich Möchte 100 Blogbeiträge schreiben. Ich möchte 26 Fachbücher lesen. Und Ich möchte noch mehr die Region um Nürnberg kennen lernen. In diesem Sinne wünsche ich Allen ein tolles Jahr 2019.
Beste Grüße Christoph Deeg