Liebe Leser,
mittlerweile neigt sich bereits der erste Tag in Nairobi dem Ende entgegen. Heute gab es zwar keinen Workshop, aber wir haben trotzdem bearbeitet. Zuerst haben wir uns mit der Planung für diese Woche beschäftigt. Vor jedem Workshop reflektieren die Arbeit der vorangegangenen Wochen und Monate. Zudem schauen wir uns nochmal die Teilnehmer an. Gibt es Besonderheiten, z.B. spezielle Erfahrungen? Welches Motivation führte zur Bewerbung? Zwar haben wir ein klares Konzept für die Workshops, wir passen es aber immer wieder an. Wir schauen uns auch die Gegend rund um das Hotel an. Hier kann man zumeist schon einige Pattern entdecken, die man im Spiel nutzen kann. Wir versuchen also, ein Gefühl für die Stadt zu bekommen.
Ein weiteres Element ist das Treffen von möglichen Kooperationspartnern. Das Projekt „Enter Africa“ ist ein Projekt des Goethe Instituts und wir haben damals zu Beginn entschieden, dass wir uns auch um die Nachhaltigkeit des Projektes kümmern wollen. Hierfür versuchen wir ein afrikaweites Netzwerk aufzubauen. Dieses Netzwerk dient nicht nur dem interdisziplinären Austausch der Teilnehmer, wir unterstützen auch bei der Gründung von Start-Ups. Wenn also eine Gruppe nach dem Projekt weitermachen möchte, und Gaming und Gamification für die Veränderung unsere Welt nutzen möchten, dann versuchen wir zu helfen. Dafür suchen wir in ganz Afrika Experten/Entrepeneurs, die die Gruppen auf ihrem Weg begleiten können.
Dieser Punkt bringt mich zu einem sehr wichtigen Thema: Ich würde mich sicherlich nicht als Afrikaexperten bezeichnen. Aber ich arbeite nun schon seit ein paar Jahren immer wieder in verschiedenen Ländern dieses Kontinents. Und ich stelle zwei interessante Punkte fest:
1. Unser Bild von Afrika ist falsch. Unsere Medien und ebenso die aktuelle Diskussion geben nur einen sehr kleinen Teil der Lebensrealität Afrikas wieder. Natürlich gibt es auf diesem Kontinent einige Probleme. Und ich verschließe meine Augen nicht davor. Aber es ist nur eine sehr bestimmte Perspektive, die immer wieder zu falschen Entscheidungen führt. Afrika ist eben auch eine Region voller Möglichkeiten, voller Kreativität und voller Herangehensweisen, von denen wir viel lernen können. Und dieses Missverständnis führt mich zum zweiten Punkt.
2. Wir müssen die Creative Industries in Afrika fördern. Fördern heißt dabei nicht nur Unterstützung beim Aufbau von Strukturen und Ressourcen, sondern ebenso Öffnen unserer Märkte mit dem Ziel gleichberechtigter Partnerschaften auf Augenhöhe. Wir brauchen quasi eine gemeinsame Freihandelszone im Bereich der Creative Industries. Egal in welches afrikanische Land ich reise, ich erlebe, wie mit den schwierigsten Rahmenbedienungen großartige Projekte umgesetzt werden. Das Interesse an Innovation ist gerade bei der jüngeren Generation riesig und im Gegensatz zu Europa, stellt eben diese jüngere Generation die Mehrheit. Es ist diese Generation, die neue Wege geht und von der wir sehr viel lernen können.
Unsere Arbeit ist dabei nur ein erster Schritt, aber wenigstens bleiben wir nicht stehen. Und heute haben wir Douglas Ogeto getroffen. Er arbeitet seit langem mit Start-Ups in Kenia bzw. Afrika und er verfügt u.a. über ein afrikaweites Netzwerk an Game-Designern. Er hat viele Ideen und noch mehr Energie und wir sind sehr froh, dass er Teil der Enter-Africa-Community werden wird.
Nun ist es Zeit zum Abendessen aufzubrechen. Dabei werden die noch offenen Punkte für die Woche besprechen und ich werde von Bethlehem Anteneh eine Einführung in die Grundlagen moderner Architektur bekommen…
Beste Grüße
Christoph Deeg