Liebe Leser,
ich bin gerade in Yaounde in Kamerun angekommen. Morgen beginnt die vorletzte Workshop-Woche des ersten Teils des Projektes Enter Africa des Goethe-Instituts. Am Wochenende war ich in Äthiopien, genauer gesagt in Addis Abeba. Wir hatten am Samstag und Sonntag ein internes Projektmeeting. Dabei ging es primär um die nächsten Schritte des Projektes.
Das Projekt Enter Africa ist weltweit einzigartig. Schon bei der Entwicklung des Konzeptes wurde schnell klar, dass wir einige Herausforderungen meistern müssen – und es zudem kaum Erfahrungen bei so einem Ansatz gibt. Die erste Phase des Projektes wird im Juli 2018 abgeschlossen. Dann haben wir in 15 afrikanischen Ländern die Kick-Off-Workshops durchgeführt. Daran anschließend beginnt direkt die zweite Phase des Projektes.
In der zweiten Phase geht es vor allem um die Weiterentwicklung der local-based-games in den 15 Ländern. In den Workshops haben wir den inhaltlichen Grundstein gelegt. Wir haben uns mit den Grundlagen, des Game-Designs beschäftigt, Ideen für local-based-games gesammelt, eine rudimentäre Story und die ersten Orte festgelegt, die App. Espoto kennengelernt und mit der Erstellung der ersten Rätsel begonnen. Zuerst legen wir den Fokus auf die Entwicklung möglichst vieler Rätseln an verschiedenen Orten. Haben wir eine gewisse Anzahl an Rätseln und Orten erstellt, können wir nun an das eigentliche Game-Design gehen. Das bedeutet wir entwickeln erst dann das eigentliche Spiel. Diese Herangehensweise hat einige Vorteile: Zum einen lernen die Teilnehmer die App. Espoto sehr schnell kennen und können später einfacher mit ihr arbeiten. Zum anderen entstehen erste Erfolgserlebnisse, denn auch wenn diese Rätsel noch sehr einfach sind, kann sie gleich spielen und ausprobieren. Des Weiteren findet die uns sehr wichtige Diskussion über die Zukunft der jeweiligen Städte kontinuierlich statt. Allerdings hat diese Herangehensweise auch Nachteile. Wenn man sich nur mit Rätseln und Orten beschäftigt, verliert man manchmal das Gefühl für das ganze Spiel. Zudem können quantitative Vorgaben einen negativen Druck erzeugen. Insofern müssen wir kontinuierlich versuchen, die Stimmung der Gruppen aufzunehmen und sie zu begleiten.
Eine weitere Herausforderung ist die Heterogenität der jeweiligen Gruppen. In diesem Projekt geht es nicht um die Entwicklung von Spielen an sich. Vielmehr nutzen wir das Medium Spiel um eine Beschäftigung der Teilnehmer mit der Zukunft ihrer Städte zu ermöglichen. Dabei entwickeln die Teilnehmer ihr eigenes Spiel zur Zukunft ihrer Stadt. Dieses Spiel ist dann quasi das Sprachrohr bzw. das Medium dieser Gruppe und diejenigen, die es dann später spielen werden Teil dieses Partizipationsprozesses. Das bedeutet aber auch, dass wir kaum Game-Designer in den Gruppen. Wir suchen explizit nach Menschen mit einem anderen beruflichen Background. Dazu gehören z.B. Künstler, Architekten, Studenten, Lehrer, Zeichner, Musiker, Autoren – jeder Hintergrund ist herzliche willkommen.
Die zweite Phase beginnt nun sehr bald und in dieser Phase werden vor allem Bethlehem und Dagmawi, meine beiden äthiopischen Kollegen, die ich parallel ausbilde, mit den Gruppen zusammenarbeiten. Dies wird online geschehen und das bedeutet eine neue Herausforderung. Die Unterstützung der Gruppen erfolgt online. Dafür nutzen wir Messenger, weil diese zur digital-analogen Lebensrealität der Teilnehmer gehören. Jede Stadt bzw. jedes Land hat eine eigene Gruppe für die operative Planung und das individuelle Feedback. Zudem gibt es nun eine globale Enter-Africa-Gruppe, in der alle Teilnehmer (es sind über 200) zusammenkommen, sich austauschen und weiteres Feedback bekommen. Diese Gruppe ist auch der Ort der Vernetzung der Teilnehmer untereinander, denn ein Ziel des Projektes ist die Vernetzung der Teilnehmer untereinander. Eine weitere wichtige Rolle spielen die Goethe-Institute vor Ort. Sie koordinieren die Treffen, bieten Ressourcen wie z.B. Räume an und vernetzen die Gruppen vor Ort mit anderen Partnern. Wir haben also eine lokale und eine digitale Vernetzung, bei der letztere die qualitative Begleitung umsetzt. Zudem geht nun die Planung des „Mega-Games“ los. Aus jeder Gruppe wird eine Person Repräsentant ihrer Gruppe werden und im Oktober in Addis Abeba mit mir eine Woche lang an einem digital-analogen Spiel arbeiten, welches dann überall auf der Welt gespielt werden kann und welches aus den Ideen und Visionen aller 15 Gruppen bestehen.
Es gibt noch einige weitere Punkte, die wir besprochen haben. Diese werde ich später detailliert beschreiben. Jetzt werde ich mir erstmal Yaounde erschließen und mit Dagmawi den morgigen Tag planen.
Beste Grüße
Christoph Deeg