Liebe Leser,
heute gibt es ein weiteres Update zur Deutschland-Tour von Chewata Awaqi. Dieses mal geht es um unsere Reise nach Berlin. Wir haben am ersten Tag das Computerspielemuseum besucht. Es war eine spannende Erfahrung. Die Beschäftigung mit der Historie der Games als Element der Gegenwarts-Kultur ist sehr wichtig, wenn man sich mit der Entwicklung von Playfull Experiences beschäftigen möchte. Dabei geht es zum einen um die Erkenntnis, inwieweit Spiel als Kulturtechnik auch zu unserer Kultur gehört. Nur weil spielen eine Kulturtechnik ist, heißt dies noch lange nicht, dass diese Kulturtechnik auch Teil der Kulturwelt geworden ist. Lesen ist beispielsweise eine andere Kulturtechnik, die aber viel stärker in Bereiche wie z.B. die Kulturvermittlung integriert worden ist. Zum anderen müssen wir herausfinden, wo die kulturellen Unterschiede im Bereich Gaming liegen. Grundsätzlich sind die großen Spiele und Maschinen weltweit die gleichen – egal ob es um Arcade-Automaten oder aber um moderne Spielkonsolen geht. Wo aber liegen die Besonderheiten in der Umsetzung oder auch der Wahrnehmung von Games. Dabei geht es weniger um die Frage, der konkreten Unterschiede bei uns selber, sondern vielmehr um eine Sensibilisierung der Diversität des Spieles und der Games. Und natürlich haben wir wieder einige neue Ideen für unsere Workshops in Afrika entwickelt.
Danach haben wir uns an einen komplett anderen Ort begeben: das KADEWE. Das berühmte Kaufhaus des Westens ist neben einigen kulinarischen Genüssen vor allem eine besondere detailverliebte Erfahrungswelt. In kaum einem anderen Kaufhaus kann man so gut User-Experience, Design und Erfahrungsräume beobachten. Das KADEWE ist zudem voller Feedback- und Engagementsysteme. Wir haben uns die einzelnen Etagen sehr genau angesehen und viel über Örtlichkeit und analoge Kommunikation gelernt. Danach ging es ins Bikinihaus. Dieser Ort ist sowohl architektonisch als auch von seiner Geschichte her ebenfalls sehr besonders. Hier haben wir uns u.a. intensiv mit der Frage des menschlichen Raumes beschäftigt. Das Wissen um diese Punkte ist für die Entwicklung von local-based-games sehr wichtig.
Am nächsten Tag ging es dann zuerst zu ESPOTO. Das Unternehmen hat die App. entwickelt, mit der wir unsere Projekte in Afrika umsetzen. Es war ein tolles Treffen. Wir wurden mit Kaffee und Kuchen versorgt und haben intensiv über Erweiterungsmöglichkeiten der App. gesprochen. Dabei ging es um zwei zentrale Bereiche. 1. Direkte Veränderungen an der App. und dem damit verbundenen CMS: Wir hatte ein paar Ideen, um das Spielerlebnis massiv verbessern zu können. Mal sehen, was sich davon umsetzen lässt… 2. ESPOTO hat jetzt eine eigene Foto-Community mit angeschlossener App. die aber mit der Spiele-App. verbunden ist. So können nun Menschen an local-based-Themen arbeiten, auch wenn sie nicht spielen wollen. Das ist eine ziemlich geniale Idee und für uns ist dies ein großer Sprung.
Unser zweiter Termin war dann die Stiftung Digitale Spielkultur bzw. die USK. Wir haben intensiv über deren und unsere Projekte gesprochen und bei mindestens einem Thema eine tolle Idee für eine mögliche Kooperation entwickelt. Das wird – so es denn umgesetzt wird – ganz großes Kino werden. Ebenso wichtig war aber der Austausch über digitale Kultur und digitale Bildung. Denn Gaming ist vielmehr als nur ein wichtiger Wirtschaftszweig. Gerade in der Bildung bestehen gefühlt unendliche Möglichkeiten – aber leider reden wir noch immer primär über Risiken und das gute alte Buch. Deutschland bewegt sich hier immer noch im finstersten Mittelalter.
Am Abend haben wir uns dann mit Berliner Kultur auseinandergesetzt und vor allem Alt-Berliner Bars und Restaurants besucht.
Am dritten Tag haben wir uns mit innovativer Architektur und interaktiven Lebensräumen beschäftigt. Dafür haben wir zuerst das Spreeufer besucht. Es handelt sich dabei um ein neues Konzep des Zusammenlebens verbunden mit neuen Architektur-Ideen. Wir bekamen eine spannende Führung über das gesamte gelände. Was mich besonders faszinierte, war der hohe Anteil an sozialem bzw. offenen Lebensraum. Der ganze Komplex wirkt wie ein riesiger Makerspace. So gibt es z.B. eine sehr gut ausgestattete Werkstatt, in der die Bewohner ihre eigenen Möbel herstellen etc. Von dort ging es über die Spree zu einem weiteren Projekt dem „Holzmarkt“ Auch hier haben wir uns überlegt, wie anderes Wohnen und Arbeiten konkret aussehen könnte. Diese Gedankengänge sind besonders wichtig, da wir planen, Gaming und Gamification im Kontext der Stadtentwicklung und der Architektur anzuwenden. Zudem wird sich das große Afrika-Projekt genau mit diesen Fragestellungen beschäftigen. Schließlich besuchten wir das Studentendorf Adlershof. Hier haben wir uns intensiv mit studentischem Wohnen und Leben beschäftigt. Das Abschlussgespräch wurde dann zu einer spontanen Gamification-Session, die dazu führte, dass sich das Studentendorf nun intensiver mit dem Tham auseinandersetzen möchte – das wird spannend…
Schließlich ging es an die Rückreise. Im Zug haben wir uns intensiv über unsere Eindrücke und Gedanken ausgetauscht und gleichzeitig an den Konzepten für die kommenden Workshops in Addis Abeba gearbeitet. Am Wochenende gab es dann einen etwas anderen Kulturevent – aber darüber schreibe ich vielleicht später einmal…
Beste Grüße
Christoph Deeg
Vielen Dank an unsere Unterstützer, die dieses Projekt erst möglich gemacht haben: