Liebe Leser,
ich sitze gerade im Zug von Berlin nach Nürnberg. Heute habe ich einen Workshop zu digital-analogen Gesamtstrategien in Museen durchgeführt. Ich werde an andere Stelle noch darüber berichten. In diesem Beitrag soll es aber um die digital-analogen Bibliotheksstrategien gehen.
Als ich vor ein paar Jahren angefangen habe, Bibliotheken im Kontext von Social Media zu begleiten, wurde mir sehr schnell klar, dass dieser Schritt niemals ausreichen würde, um Bibliotheken nachhaltig und umfassend im digitalen Raum zu positionieren. Social Media ist nur ein Teilelement des großen weiten Digital-Welt. Und die Herausforderungen, die sich aus der digitalen Transformation ergeben sind vielfältig. Es reicht nicht aus, ein paar digitale Angebote zu haben. Vielmehr geht es um eine komplette Neuausrichtung der Bibliothek als Ganzes. Anders ausgedrückt: wenn man akzeptiert, dass wir es mit digital-analogen Lebensrealitäten zu tun haben, dann muss auch die Bibliothek eine digital-analoge Lebensrealität entwickeln. Es geht also nicht um Öffentlichkeitsarbeit im digitalen Raum, sondern um eine digital-analoge Bibliotheksstrategie. Diese Strategie beinhaltet dann auch die zukünftige Organisationsentwicklung, das Ressourcenmanagement, die Netzwerkarbeit, die Produkt- und Service-Entwicklung, die Budget-Planung, das Bestandsmanagement und viele weitere Punkte mehr.
Themen wie Social Media, Gamification, Smart Libraries, Makerspaces, FabLabs, VR und AR, Apps., eBooks etc. stellen die vorhandenen Bibliothekskonzepte zumindest in Frage. Dabei geht es nicht darum, alles analoge aus der Bibliothek zu verbannen. Es geht vielmehr darum, die direkten und indirekten Interaktionen zwischen digitalen und anlogen Medien, Kommunikations- und Lernorten zu verstehen und zu planen. Derartige Entwicklungsprozesse sind nicht einfach. Und deshalb dauern sie auch in der Regel um die 18 Monate.
Mit der Stadtbibliothek darf ich schon seit längerer Zeit arbeiten. Wir haben uns in den letzten Monaten zuerst um den neubau gekümmert. Dabei war es meine Aufgabe, einen Input zu geben, welche Nutzungsoptionen die Bibliothek in der Zukunft anbieten sollte, und wie sich dies auf die Ressourcen- und Raumplanung auswirkt. Ein wesentliches Kriterium ist dabei Vernetzungsgrad digitaler Angebote untereinander und mit dem analogen Raum. Konkret bedeutet dies, dass sich die geplanten Ressourcen wie z.B. iPads oder Laptops für möglichst viele Aktivitäten eignen und damit der Bibliothek eine hohe Flexibilität ermöglichen. Dies betrifft auch die digital-analogen Herausforderungen, die wir jetzt noch nicht kennen, die aber einen Einfluss auf die digital-analoge Infrastruktur der Bibliothek haben.
Der Prozess der Ressourcenplanung ist nun langsam abgeschlossen. Nun geht es als nächstes um die anderen Bereiche. Hierfür habe ich ein Analysemodell entwickelt, welches den aktuellen Stand und eine mögliche Zukunft beleuchten kann. Alle Aktivitäten werden hier analysiert. Diese Analyse bildet die Basis für die Entwicklung neuer und/oder die Weiterentwicklung vorhandener Angebote im Kontext digital-analoger Lebensrealitäten. Dieser Prozess wird ein bisschen dauern aber diese Zeit ist gut investiert.
Ich werde über die nächsten Schritte berichten.
Beste Grüße
Christoph Deeg