Das local-based-gaming-Mexiko-Projekt – Teil 3.

Liebe Leser,

ich sitze wieder beim Frühstück in Mexiko:-) Gestern haben wir uns mit Motivationsmodellen und Outgame-Experiences beschäftigt. Zuerst haben wir die Spielideen des Vortages weiter bearbeitet. Allerdings haben die Gruppen gewechselt, d.h. jede Gruppe „übernahm“ eine Idee einer anderen Gruppe. So entstanden zum Teil komplett neue Spielideen. Es war interessant zu sehen, dass eines der drei Spiele letztlich komplett neu entwickelt wurde und dann bei der Präsentation durch das Feedback der ersten Gruppe endgültig eine finale Version entstand – die letztlich eine Mischung aus beiden Versionen darstellte.

Dann haben wir uns mit den Besonderheiten von Bibliotheken beschäftigt. Zuerst haben wir uns mit dem Buch auseinandergesetzt. Die Aufgabe war, eine Geschichte zu erzählen, die nur aus Zitaten aus vorhandenen Büchern besteht. Diese Übung war eine echte Herausforderung, denn die Teilnehmer kennen ja nicht alle Bücher auswendig. Die zweite Übung klang auf den ersten Blick ebenfalls sehr einfach: man sollte ein Spiel mit einem Bücherregal entwickeln.Das Besondere: der Spieler bekommt die Augen verbunden. Auch diese Idee entpuppte sich als komplexes Problem, denn man muss nun ein Regal ertasten, riechen etc. Sinn und Zweck dieser beiden Übungen war, dass man sich nochmal neu mit dem eigenen Ort un den eigenen Inhalten beschäftigte. Wenn wir eine Bibliothek oder einen anderen Ort als Spielfeld haben, müssen wir ihn zu einem multioptionalen Raum umbauen. Aber sehr oft sind wir gefangen in den Abläufen die wir kennen – und die uns Sicherheit geben. Themen wie Gaming und Gamification wirken aber nicht nur nach außen, sondern ebenso nach innen. Und ein reines kopieren analoger Inhalte in digitale Kontexte macht wenig Sinn. Es gibt viele Bibliotheken, die local-based-apps für Bibliotheksführungen nutzen (wollen). Aber in den meisten Fällen werden hier nur vorhandene Führungen um ein rudimentäres Storytelling und ein Punkte-Belohnungsmodell erweitert. Das mag aussehen wie ein Spiel – es bleibt aber eine klassische Bibliotheksführung, wenn auch auf einem neuen Medium.

Am Nachmittag ging es zuerst um Motivation. Auf Basis des Octalysis-Modells von Yu-Kai Chou (das Modell eignet sich nur als Einstieg – Roman Rackwitz und ich arbeiten an einem umfassenderen Ansatz) haben wir uns mit der Frage beschäftigt, wie und warum Menschen eigentlich spielen. Die Beschäftigung mit Motivationsmodellen hilft auch dabei, Non-Game-Kontexte zu verbessern. Wir dürfen nicht vergessen: wir können Spielen nicht planen. Wir können nicht planen, wie es ist, ein Spiel zu spielen. Wir können auch nicht planen, wie es ist, ein Buch zu lesen oder eine Aufgabe am Arbeitsplatz zu erfüllen. Wir können nur Rahmenbedingungen schaffen, die zu einem Erfahrungs- bzw. Motivationsraum führen. Es geht also weniger um eine Output- und mehr um eine Prozessfixierung.

Nach der Frage der Motivation ging es um erste konkrete Ideen für Aktvitäten in den jeweiligen Bibliotheken. Dies habe ich unter dem Begriff der „Outgame Experiences“ zusammengefasst. Eigentlich sind Outgame Experiences Aktivitäten, die Teil von Computerspielen sind, aber außerhalb der Spiele stattfinden. Man verlässt also das eigentliche Spiel und damit wir der Spielraum erweitert. Ich habe diesen Ansatz in die Logik von local-based-games übersetzt. Kerngedanke ist, dass die App nicht alleine das Spiel ist. Sie ist vielmehr ein Navigator, ein Mentor, ein Geschichtenerzähler und eine ToDo-Liste. In einem anderen Beitrag habe ich bereits beschrieben, wie ein QR-Code spannend werden kann. Solche  Aktivitäten beschränken sich nicht auf QR-Codes. Wir können analog und digital neue Spielelemente hinzufügen, ohne dafür die Spiele-App verändern zu müssen. Daraus ergeben sich nahezu unendliche Möglichkeiten für kreative Spielideen – die auch nur temporär existieren können.

Morgen werden wir die ersten Bibliotheken besuchen. Ich bin schon sehr gespannt…

Beste Grüße

 

Christoph Deeg

 

UPDATE: Dieser Beitrag ist erst mit einiger Verzögerung veröffentlicht worden. Kurz bevor ich ihn posten wollte, stellte ich ein größeres Problem an meinem Blog fest, welches ich erst nach dem Workshop lösen konnte.

 

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