Liebe Leser,
in diesem Beitrag geht es um die Frage, ob Themen wie Gamification und Crowdsourcing nicht funktionieren oder schon wieder out sind. Anlass ist ein Artikel in der Computerwoche mit der Überschrift:„Die Tops und Flops der IT-Entscheider“. In diesem Artikel geht es um eine Studie der Beratungsagentur Capgemini. Das Unternehmen hat 123 IT-Entscheider folgende Frage gestellt:“Wie wichtig sind die folgenden Themen für Ihr Unternehmen in den kommenden Jahren?“ Für mich besonders interessant ist die Frage nach den sog. „Flop-Themen“. Denn dort wurden anscheinend die beiden Bereiche „Gamification“ und „Crowd Sourcing“ als Flops bzw. nicht relevant für die zukünftige Planung definiert.
Roman Rackwitz hat zu diesem Artikel auf der gleichen Seite einen sehr spannenden Kommentar verfasst. Ich möchte dem gerne ein paar eigene Gedanken insbesondere zum Thema Gamification hinzufügen:
Die Frage, die ich mir stelle ist die, ob Gamification überhaupt als IT-Thema definiert werden sollte. Bei den meisten anderen in der Studie abgefragten Themen ging es um Technologien. Aber Gamification hat nur am Rande etwas mit Technologie zu tun. Es geht nicht um die Implementierung einer neuen Plattform, sondern um ein neues Konzept der Zusammenarbeit, der internen Kommunikation oder anders ausgedrückt um eine neue Kultur. Ich weiß, dass immer wieder Beispiele von gescheiterten Versuchen bzgl. der Entwicklung und Realisierung von Gamification-Konzepten in Unternehmen kommuniziert werden. In den letzten Monaten habe ich mit einigen Unternehmen darüber gesprochen und in den allermeisten Fällen kamen wir zu dem Ergebnis, dass der Einsatz von Gamification deshalb nicht funktionierte, weil das Unternehmen mit dieser „Kultur“ nicht kompatibel war.
Gamification ist nicht ein weiteres Tool, welches man anstatt eines anderen Tools nutzt. Neben den klassischen Erfolgsfaktoren bzgl. der Nutzung von Gamification ist vor allem das Umfeld im Unternehmen bzw. das Unternehmen an sich für die erfolgreiche Nutzung von Gamification relevant. Bei spielerischen Ansätzen geht es u.a. um Freiwilligkeit, um die Möglichkeit Fehler zu machen und neue Wege auszuprobieren. Es geht um positives Feedback und positive Motivation. Wenn der Arbeitsalltag bzw. die Lebensrealität der Mitarbeiter aber anders aussieht, wenn interne Abläufe streng hierarchisch strukturiert sind, wenn der interne Konkurrenzkampf vor allem negative Konsequenzen hat, wenn diese und viele weitere negative Faktoren zusammenkommen, dann kann Gamification nicht funktionieren. Es geht nicht um Badges oder Punkte für ausgesuchte Aktivitäten – es geht um eine neue Form der Führung und einen neuen umfassenden und vor allem strategischen Unternehmensansatz. Durch Gamification soll ein Unternehmen nicht cooler, sondern besser werden. Aus diesem Grund möchte ich folgende Empfehlungen aussprechen:
- Überlegen Sie in Ihrem Unternehmen, ob Gamification überhaupt ein IT-Thema sein sollte. Gamification ist keine Technologie sondern ein (neues) Arbeitskonzept.
- Analysieren Sie vor der Entscheidung für oder gegen den Einsatz von Gamification, ob Ihr Unternehmen mit dieser neuen Kultur überhaupt kompatibel ist. D.h. fragen Sie sich, ob Sie in Ihrem Unternehmen ein Gamification-kompatibles Umfeld schaffen können und wollen.
- Vergessen Sie auf keinen Fall eine sorgfältige, umfassende und nachhaltige Implementierung des Themas.
- Überlegen Sie sich, wie Sie eine Alternative für die Mitarbeiter entwickeln und anbieten können, bei denen Gamification bzw. Spielelemente nicht wirken.
- Verstehen Sie das Thema als Querschnittsfunktion des Managements und nicht als optionales Tool.
- Haben Sie Spass!
Beste Grüße
Christoph Deeg