Von Gaming lernen: Die Community Dein Freund und Helfer

Liebe Leser,

ich bin wieder in meinem Hotel angekommen. Es war ein tolles Social-Media-Gaming-Barbecue in Münster. Nochmals vielen Dank an das Team der Stadtbücherei.

In diesem Beitrag möchte ich mich wieder dem Thema Gaming widmen. Ein Spiel, welches ich sehr gerne spiele ist der Fussballmanager von Electronic Arts.

Ich habe bereits in einem anderen Beitrag am Beispiel dieses Spiels die Komplexität des Spiels beschrieben um zu zeigen, das Computerspiele selbst komplexe Themen darstellen und mit einem Gameplay versehen erschließbar machen können.

Der Fussballmanager basiert auf einer Datenbank. In dieser Datenbank sind alle Daten der im Spiel vorkommenden Spieler enthalten. Durch sie wird festgelegt, wie stark ein Spieler ist und werden kann, wie schnell er lernt etc. So wie das Spiel an sich komplex ist, ist auch jeder Datensatz der im Spiel vorkommenden Spieler sehr komplex. Und es geht um nahezu 40.000 reale Spieler, d.h. Spieler die auch in der Realität spielen!

Electronic Arts stellt diese Daten offen online zur Verfügung:

Diese Daten können nun diskutiert werden:

Es geht aber noch weiter. Es gibt das FM12 Datenbankspiel. Alle Interessierten sind aufgerufen, abzustimmen, ob die Darstellung des jeweiligen Spielers richtig ist oder nicht. Das sieht dann so aus:

Was können wir davon lernen? Ich denke es gibt zwei wesentliche Punkte.

  1. Die Community einzubinden ist eine gute Idee. Dabei geht es nicht nur um Kundenbindung. Vielmehr wird hier das eigene Produkt durch das Wissen der Spieler verbessert. Die Kommunikation mit dem Spieler ist viel besser und die Identifikation mit dem Produkt ebenfalls.

  2. Die Community ist durchaus willens und in der Lage, komplexe Inhalte zu verstehen und weiter zu entwickeln. Komplexität ist also kein Ausschlusskriterium für die Arbeit mit einer breiten Community.

Klar ist aber auch, der Kunde muss ernst genommen werden. EA gibt ein großes Stück Deutungshoheit auf, um mit mit den Kunden zusammen ein besseres Produkt zu entwickeln. Daran können sich Unternehmen und Kulturinstitutionen ein Beispiel nehmen. Interessant ist auch, dass die meisten Gamer nicht versuchen, die Daten Ihrer Lieblingsmanschaft nach oben zu treiben. Vielmehr versucht man „objektiv“ zu sein.

Dieser Weg verbindet auch sehr gut die Realität mit der virtuellen Welt des Fussballmanagers, denn die Daten bzw. die Meinung der Spieler zu den Datensätzen basiert auf deren Beobachtung der Spieler im realen Leben. Das Spiel verschmilzt mit der Realität und umgekehrt. Dabei geht es nicht um einen Konkurrenzkampf zwischen virtueller und realer Welt. Vielmehr wird alles miteinander verbunden. Wenn wir die Mechanismen verstehen, können wir sie nutzen.

Für EA lohnt sich diese Herangehensweise doppelt. Zum Einen bekommen sie eine bessere Datenbank die zudem viel mehr akzeptiert wird. Und zum Anderen entsteht eine viel intensivere Verbindung zwischen Kunde und Produkt.

Meiner Meinung nach kann diese Herangehensweise für nahezu jedes Unternehmen und jede Kultur- oder Bildungsinstitution interessant sein. Natürlich muss man sich im Klaren sein, dass man diesen Weg dann auch weiter gehen muss und dass es zu Beginn einige Zeit dauert, bis man eine starke und aktive Community bekommt.

Computerspiele sind nicht nur erfolgreich, weil die Spiele sehr oft gut gemacht sind. Zur Kultur des Gamings gehört sehr oft auch die Einbindung der Community. Das Verhältnis zwischen Kunde/Gamer und Unternehmen/Produkt ist viel intensiver, weil es von beiden Seiten gewünscht und gelebt wird. Der kleine Schritt, Deutungshoheit bzw. Kontrolle abzugeben verändert einiges. Sicher, man weiß zu Beginn nicht, was am Ende dabei herauskommt. Aber es ergeben sich völlig neue Möglichkeiten die sich nicht ergeben, wenn man es nicht versucht. Es sind also nicht nur die Spiele bzw. die Technologien die innovativ sind. Es sind vielmehr auch die Unternehmen, die mit den Spielen Geld verdienen wollen.

Nun gibt es sicherlich auch andere Beispiele für eine wirkliche Community- oder Kundenanbindung. Aber es sind immer noch Ausnahmen. Für mich als Spieler von FM12 ist nicht nur das Spiel an sich sondern auch die damit verbundene Welt interessant.

Beste Grüße

Christoph Deeg

2 thoughts on “Von Gaming lernen: Die Community Dein Freund und Helfer

  1. Ähnlich formuliert es auch Nina Simon in einem Beitrag für ihr Blog Museum 2.0. Wenn man sich das Datum ihres Beitrags ansieht, dann weiß man, wie weit uns der angelsächsische Raum in dieser Hinsicht voraus ist. Ich denke, von solchen Speilecommunitys kann der Kunst- und Kulturbereich sehr viel lernen. Spricht man das an, erntet man oft ein Naserümpfen, denn eigentlich ist Kunst ja was „Besseres“ als ein Spiel.

    1. Lieber Christian,

      vielen Dank für Deinen Kommentar und den Link. Ich glaube ich habe auch den dazu gehörigen Vortrag auf der letzten stARTconference gehört? Gaming-Communitys sind in der Tat sehr spannend. Zum Einen, weil es hier eine sehr starke Identifikation mit dem jeweiligen Spiel gibt, die weit über das Spiel an sich hinausgeht, und zum Anderen, weil man hier sehr interessante Verbindungen zwischen Konsument und Anbieter finden kann. Für Kulturinstitutionen ist dies besonders interessant, weil es sich bei Computergames selber um Kulturgüter bzw. Teil der kulturellen Identität vieler Menschen geht.

      Beste Grüße

      Christoph

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