Liebe Leser,
ich sitze gerade im Starbucks am Bahnhof Friedrichstrasse in Berlin und genieße einen frisch gebrühten Kaffee. Ich bin gerade aus Potsdam gekommen, wo ich am zweiten Tag des Workshops des Technologieradars teilgenommen habe. Zusammen mit Prof. Dr. Hobohm von der FH Potsdam und Dr. Mumenthaler von der ETH-Bibliothek Zürich arbeite ich am Aufbau dieses spannenden Forschungsprojektes.
Um 19h treffe ich mich mit allen Interessierten am Brandenburger Tor zum Social-Media-Gaming-Barbecue. Es wird anscheinend das letzte Barbecue ohne Grill sein, denn gestern Abend bekam ich die freudige Nachricht, dass der Grill auf dem Weg zu mir ist – jetzt darf DHL nur keinen Fehler machen und wir können den Grill am Wochenende einweihen. Das bedeutet, dass ich in Zukunft an jedem Termin einen Grill dabei haben werde – dann wird es ein echtes Barbecue:-)
Wie schon in Köln möchte ich auch über meine Gedanken zu Social-Media und Gaming und ihrem Bezug zu Berlin schreiben. Es sind natürlich subjektive Ansichten aber es ist wie immer jeder eingeladen, seine Sicht der Dinge bzw. seine Gedanken zu Berlin zu formulieren.
Berlin ist eine der Städte, zu der man hunderte Seiten schreiben könnte. Ich habe mir lange überlegt, was man nun genau schreibt und ich möchte in diesem Beitrag Berlin mit Facebook vergleichen. Ich glaube nämlich, dass man diese beiden Welten sehr gut vergleichen kann.
Facebook ist eigentlich keine Community. Es ist vielmehr eine Plattform, auf der ein Vielzahl an Communitys existieren. Diese Communitys sind sehr heterogen. Sie haben eigene Themen und Zielsetzungen. Und es sind Menschen, die dieses Communitys bzw. die ganze Plattform gestalten. Das Unternehmen Facebook ist deshalb so erfolgreich, weil es sich als Plattform versteht. Dieses Plattform soll es den Menschen ermöglichen, Ihre jeweiligen Online-Bedürfnisse zu befriedigen, egal ob man privat oder geschäftlich unterwegs ist.
Berlin ist mit Facebook vergleichbar. Auch Berlin ist letztlich eine Plattform, auf der sich eine Vielzahl an unterschiedlichen Communitys tummeln. Viele der Communitys haben kaum Kontakt zu anderen Communitys und existieren parallel auf der gleichen Plattform. Berlin rühmt sich gerne damit, die Stadt der Kreativen zu sein. Uns es stimmt ja auch. Berlin ist ein kreatives und innovatives Zentrum – aber warum kommen die Kreativen nach Berlin? Ich denke es sind vor allem wirtschaftliche Rahmenbedienungen wie z.B. immer noch niedrige Mieten. Zu den wirtschaftlichen Faktoren kommt dann die Fähigkeit von Gruppen, sich einzelne Lebensräume zu erschließen. Für die Politik bedeutet dies letztlich, dass Sie versuchen muss, Berlin als Plattform zu verstehen. D.h. so wenig inhaltliche Vorgaben wie möglich machen und zudem die besten Lebensbedienungen für Menschen aus allen möglichen Communitys schaffen. Es wäre z.B. mehr als hilfreich, wenn wir in Berlin ein flächendeckendes und kostenloses WLAN hätten. Diese Idee ist nicht neu, die Umsetzung scheiterte allerdings an sinnlosen Streitereien und Begehrlichkeiten.
Auf Facebook wird Geld mit Werbung verdient. Alle Facebooknutzer zahlen für die Plattform, nicht mit Geld aber mit Daten. Facebook bringt die Menschen mit Werbung zusammen – es sei denn man nutzt wie ich den Firefox-Browser mit dem Add-On „Addblock Plus“.
In Berlin wird ein ähnliches Modell umgesetzt. Die Wall AG hat der Stadt kostenlos „Stadtmöbel“ wie z.B. Haltestellen des ÖPNV zur Verfügung gestellt. Dies wird finanziert durch Werbeeinnahmen, denn die Wall AG nutzt die Haltestellen als Werbeflächen.
Was können wir davon lernen?
Berlin und Facebook sind Plattformen, auf denen unterschiedliche Communitys existieren. Es gibt weder den Facebooknutzer noch den Berliner. Spannend werden beide Plattformen dann, wenn man aus seiner eigenen Community heraus versucht, Teil anderer Communitys zu werden. Viele Funktionalitäten des Web 2.0 sind gar nicht so neu. Vielmehr bietet das Web 2.0 die Möglichkeit, die Herangehensweisen und Bedürfnisse von Menschen auch online um zu setzen. Berlin wie auch Facebook werden durch die Menschen gestaltet. Wenn wir also versuchen, im Web erfolgreich zu sein, dann sollten wir überlegen, ob sich die Menschen die wir erreichen wollen bei uns wohlfühlen oder nicht. Wir sollten offene Angebote schaffen, Optionswelten, die die Menschen bei dem unterstützen, was sie gerade machen möchten.
Beste Grüße
Christoph Deeg