Wahlkampf und Web 2.0 und was man davon lernen kann…

Liebe Leser,

es ist wieder Wahlkampf in Berlin. Die Parteien versuchen die Menschen dazu zu bringen sie zu wählen. Es gibt nicht viel neues. Keine neuen Programme oder innovative Ideen für die Stadt der Zukunft. Man beachtet die Wahlplakate nicht und man kennt den Trubel schon. Also alles beim Alten? Ich habe mich in den letzten Wochen ein bisschen intensiver mit der Wahl und der Politik dieser wundervollen Stadt beschäftigt. Ein paar der dabei entstandenen Gedanken werde ich als Blogbeiträge posten.

Beginnen möchte ich heute mit den Grünen. Sie haben eine interessante Onlineplattform gebaut. Unter dem Motto „Da müssen wir ran“ ist jeder Berliner eingeladen in eine interaktive Karte einen Ort zu taggen und zu diesem Ort eine Frage zu stellen. Diese soll dann von einem der Kandidaten beantwortet werden. Wenn so ein Angebot da ist, bin ich natürlich sofort dabei und so habe ich auch meine Frage gestellt:

„Ihr lieben Grünen, wir leben in einer Welt, die sich um das Internet erweitert. Leider passiert hier in diesem Bereich zu wenig. Hierzu gehört auch ein freies WLAN in der Stadt. Zum Einen als Angebot und zum Anderen als Zeichen. Allgemein gefragt: Was werdet Ihr tun, damit Berlin eine digitale Zukunft bekommt?“

Es dauerte nur ein paar Tage, und schon kam die Antwort:

„Bündnis 90/Die Grünen setzen sich dafür ein, dass es in ganz Berlin mobilen Netzzugang mit modernen Technologien gibt, angeboten von Bürgern, privaten Initiativen, Firmen, in Verkehrsmitteln und öffentlichen Einrichtungen. Wir unterstützen dabei Initiativen (wie z.B. Freifunk) für freie WLAN-Angebote in Berlin und wollen solche in und um öffentliche Einrichtungen (z.B. Bürgerämter) stärker als bisher entwickeln.“

Nun ist die Antwort nichts konkretes. Aber es ist eine Antwort und es ist zumindest ein Hauch von Dialog. Ich finde diese Plattform gut. Ich habe mir auch angesehen, wer sonst noch Fragen stellt und wie diese Fragen aussehen und es sind ein paar wirklich interessante Fragestellungen dabei. Ich kann übrigens das Statement kommentieren, was ich auch sofort gemacht habe.

Nun ist dieses Projekt bzw. diese Idee nicht neu. Im Gegenteil, Maps werden immer wieder für Plattformen wie diese benutzt. Trotzdem gefällt mir dieses Projekt. Gut gelungen ist denke ich, dass das Projekt durch die Offlineaktivitäten z.B. die Wahlplakate unterstützt wird.

Allerdings gibt es auch ein paar Dinge zu bemängeln. Auch hier stellt sich die Frage, ob die Partei so offen ist, wie sie gerade tut. Das Wahlprogramm der Grünen ist ja bereits erstellt worden, d.h. es ist fraglich, ob die Meinungsäußerungen der User überhaupt Einfluss auf die Politik der Partei haben. Eine Partei 2.0 ist dies auf jeden Fall noch nicht. Dafür müsste die Plattform eine dauerhafte Einrichtung sein. Es ist für mich – bis jetzt – eine PR-Aktion.

Trotzdem stellt sich die Frage, was Kulturinstitutionen und Unternehmen davon lernen könnten?
Zum einen eigenen sich Maps sehr gut für die Visualisierung von ortsbezogenen Inhalten. Ich selber habe ganz einfach eine Google-Map für das Social-Media-Gaming-Barbecue erstellt. Es geht aber weniger um die Technologie an sich, als vielmehr um die Frage, was ich damit mache bzw. welche Mehrwerte für die Kunden entstehen. Meine Map für das Barbecue zeigt zum Einen die Orte an denen es stattfindet. Zudem darf jeder Interessierte einen Ort eintragen, an dem ein Barbecue stattfinden soll.

Kulturinstitutionen könnten z.B. gemeinsam mit Unternehmen eine Plattform entwerfen, auf der alle Interessierten eingeladen sind, einen Ort einzutragen, an dem ihrer Meinung nach Kunst und Kultur fehlt. Also keine Map die zeigt wo Kultur stattfindet sondern eine die zeigt wo sie stattfinden sollte. Wichtig wäre dann nur, dass die Wünsche der User auch beachtet werden.

Dies wäre auch ein interessantes Modell für eine Stadt. In Berlin gibt es z.B. immer mehr Einkaufscenter. Sie werden geplant, gebaut, sind in der Regel langweilig und kundenfeindlich. Wie wäre es, wenn es in Zukunft von den Strassenzügen eine Map geben würde, auf der die Bewohner eintragen können, was ihrer Meinung nach an neuen Geschäften benötigt wird? Die Grundfrage, die bleibt ist aber die, ob ich als Unternehmen, Institution oder Organisation bereit bin, den Wunsch der Nutzer umzusetzen. Was wäre z.B. wenn alle Nutzer auf der Onlineplattform der Grünen einen Wunsch äußern würden, der dem Wahlkampfprogramm widerspricht?

Mein Vorschlag: Nehmt Euch 5 Minuten Zeit und erstellt einen eigenen Beitrag. Es ist egal welcher Partei man angehört – ich selber bin seit Jahren Mitglied der SPD:-)

Beste Grüße

Christoph Deeg

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