Liebe Leser*innen,
es ist Zeit für einen neuen Freitags-Rückblick. Die Woche war sehr dynamisch. So langsam steht das „Gerüst“ für den digital-analogen Bildungsort „Haus des Wissens“ in Bochum. Neben der Planung digitaler Funktionen und Angebote ging es auch um die Frage, wie dann – aus Sicht des Themas Digitalisierung – der Betrieb aussehen könnte, bzw. welche Schritte unternommen werden müssen, damit die digitalen, digital-analogen und hybriden Funktionen und Angebote nachhaltig und umfassend genutzt werden. In solchen Projekten erstelle ich immer zuerst ein Modell für einen „Optionsraum“. Dieser beschreibt aus verschiedenen Perspektiven, was an sich möglich wäre. Ich betrachte dabei technologische, funktionale und kulturelle Aspekte. Hat man den Optionsraum definiert, kann man ihn als Risikoraum spiegeln. Und so entsteht eine mehrdimensionale Matrix, die man dann in für Alle nutzbare Modelle und Beispiele übersetzt. Es ist extrem viel Detailarbeit und ich muss immer in mehreren Ebenen denken, denn alles, was digital angedacht wird, muss auch strategisch geplant und aus der Perspektive der Nachhaltigkeit betrachtet werden, wobei ich „nur“ definiere, was umgesetzt werden kann und sollte. Das Ganze betrachte ich auch aus der Idee einer neuen „Digitalität der Nachhaltigkeit“. Dabei geht es zum einen um Nachhaltigkeit für die Menschen, die diese Angebote dann nutzen und um Nachhaltigkeit für die jeweilige Organisation, Institution bzw. das jeweilige Unternehmen, die diese digitalen Prozesse umsetzen muss.
Meine Woche wäre also schon so voll genug gewesen. Aber es gab da noch ein paar weitere Meetings zu möglichen neuen Projekten. Zum einen geht es um ein mehrjähriges Transformationsprojekt einer sehr großen Institution, mit sehr vielen Mitarbeiter*innen. Hier haben wir zusammen ein paar sehr innovative Ideen für eine andere Form „Transformativer Interventionen“ entwickelt und ich darf nun ein Grundkonzept entwickeln, welches wir dann umsetzen könnten bzw. testen werden. Und dann wurde das Angebot zu einem anderen Projekt abgegeben. Hier geht es um das Erschaffen digital-analoger Erfahrung-, Kultur- und Wirtschaft-Orte. Das Projekt ist sehr spannend, und sollten wir es umsetzen dürfen, werde ich natürlich berichten. Ich würde dieses Projekt nicht alleine durchführen, sondern wäre Teil eines (ziemlich tollen) interdisziplinären Teams und schon die Zusammenarbeit bei der Erstellung des Konzeptes hat sehr großen Spass gemacht. Jetzt heißt es also: abwarten.
Lessons Learned: Digitale Feinigkeiten
In dieser Woche habe ich etwas für mich sehr interessantes herausgefunden: Als ich vor 17 Jahren begonnen habe, als Berater und Speaker zu arbeiten, ging es zumeist darum, überhaupt mit diesem Thema „Digitalisierung“ umzugehen. Ich gehörte zu der Gruppe von Berater*innen, die für das Neue, das Innovative etc. standen. Es ging primär darum, loszulegen mit dem Digitalen. Vor ein paar Wochen rief mich eine Bibliothek an, die ich vor vielen Jahren beraten und begleitet hatte. Sie wollten gerne wieder mit mir arbeiten. Ich frage sie nach dem Thema und dem Anlass und sie antworteten, dass es nun darum ginge, alles nochmal neu zu bewerten, zu hinterfragen und dann weiterzuentwickeln.
Es war ein sehr schönes Gespräch und mir wurde bewusst, dass es zunehmend darum gehen wird, Digitalisierung auf einem anderen Weg voranzutreiben. Es geht vielleicht nicht mehr darum, noch mehr digitale Technologien anzuwenden, noch mehr mehr Digitales auszuprobieren, noch mehr digitale Prozesse zu entwickeln. Es geht vielmehr darum, das vorhandene weiter zu denken. Es geht darum, den Optionsraum, der sich durch Digitalisierung ergibt, besser zu verstehen. Es geht darum, ihn besser zu nutzen. Es geht nicht um noch mehr Digitalisierung, noch mehr Effizienz, sondern es geht um die Verbesserung der Prozesse an sich. Ich habe mit der Bibliothek vereinbart, dass ich mir überlegen werde, wie wir gemeinsam eine neue Digitalstrategie entwickeln können, ohne die Anzahl digitaler Prozesse und Technologien zu erhöhen. Wir werden hierfür auch eine neue Idee für die Bewertung von Nachhaltigkeit entwickeln. These: Wir brauchen nicht mehr Digitalisierung – wir brauchen bessere Digitalisierung…
Beste Grüße
Christoph Deeg