Liebe Leser,
es ist wieder Zeit für meinen Freitags-Rückblick. Es war eine sehr bunte Woche mit vielen unterschiedlichen Eindrücken und Überraschungen. Die Woche begann in Bern mit meinem Beratungsprojekt im Kontext des Aufbaus eines neuen Geschäftsfeldes für die Schweizer Bibliotheksservice ag (SBD). Wir hatten wieder einen sehr spannenden Planung- und Strategieworkshop. Es ging um den Aufbau des Teams, Aufgaben und Rollen und einen Ausblick auf die nun anstehenden Meilensteine. Das Projekt ist sehr komplex aber wir schaffen es gut, daraus keinen komplizierten Prozess zu machen. Derartige Projekte machen mir besonders viel Spaß, weil wir zusammen über einen längeren Zeitraum zusammenarbeiten und etwas Neues entwickeln können. Zudem kann man in solchen Projekten sehr viel lernen, denn wir müssen unglaublich viele Details beachten und immer wieder auf neue Herausforderungen reagieren. Unabhängig von der tollen Zusammenarbeit mit dem Team der SBD bin ich immer sehr glücklich in Bern. Ich habe diese Stadt ins Herz geschlossen und durfte zumeist in einem – aus meiner Sicht – der besten Hotels auf diesem Planeten übernachten: dem „Casita“. Es ist ein sehr kleines Hotel, genauer: es hat nur ein Zimmer/Appartment. Und es ist eine Kombination aus Kunst, Design, Hotel, Ästhetik und Magie. Die traurige Nachricht ist, dass die Betreiber aufhören und aus diesem Ort etwas anderes machen werden. Aber ich hatte das große Glück, von beiden zum Abendessen bei ihnen privat eingeladen zu werden. Es war ein inspirierender Abend und ich habe wieder zwei neue und tolle Menschen kennengelernt.
Zurück in Nürnberg wartete dann ein weiterer riesiger Berg Arbeit auf mich. Vor allem das Projekt „Haus des Wissens“ in Bochum benötigt eine volle Aufmerksamkeit. Basierend auf einem von mir erstellten Konzept, welches für diesen Ort überlegt, wie man das Modell der Digitalität in den physischen Raum übersetzen und darauf basierend eine digital-analoge Gesamtstrategie erstellen kann, darf ich seit ein paar Jahren an der konkreten Ausgestaltung mit arbeiten. Es ist ein Projekt mit gefühlt unendlichen Perspektiven und Fragestellungen und wir versuchen zusammen, für alle diese wichtigen Fragestellungen die passenden Lösungen zu finden. Dabei muss immer beachtet werden, dass ein solcher Ansatz niemals linear und ebensowenig statisch sein kann. Vielmehr muss ein Ort, ein Modell, ein System entstehen, dass in er Lage ist, sich selbst stetig weiterzuentwickeln. Also agieren wir letztlich wieder mit dem Ansatz der digital-analogen Optionsräume.
Am Mittwoch war es dann soweit: am frühen Abend traf sich der neue Aufsichtsrat der Genossenschaft „Studentendorf Schlachtensee“ zu seiner konstituierenden Sitzung. Ich wurde vor ein paar Wochen in dieses Gremium gewählt. Es war und ist eine große Ehre und ich denke, wir müssen noch mehr über Orte, über Wohnen, über Kultur, über Bildung, über Partizipation und Innovation nachdenken. Ich kann und soll hier meine Expertise zum Thema digital-analoger Lebensräume einbringen und ich freue mich sehr auf diese Aufgabe. Ein besonderes Highlight sind für mich die anderen Mitglieder des Aufsichtsrates. Es sind sehr spannende Menschen mit verschiedenen Backgrounds, Perspektiven und Ideen. Ich freue mich sehr auf den Austausch und auf all das, was wir zusammen aufbauen können.
Lessons Learned
Diese Woche waren es sehr viele und diverse Eindrücke. Ich habe mich am Ende für eine Erkenntnis entschieden: wir müssen noch mehr als zuvor lernen, in komplexen und multioptionalen Systemen und Räumen zu denken. Egal, was wir jetzt entwickeln, wir müssen immer berücksichtigen, dass die Veränderungsgeschwindigkeit unserer Gesellschaft(en) stetig steigt und wir keine klare Zukunft definieren können. Wir können Trends erkennen, uns Gedanken machen etc. aber letztlich müssen wir Modelle/Systeme/Orte schaffen, in denen sich Menschen entwickeln können. Es geht um multioptionale Erfahrung- und Entwicklungsräume. Das bedeutet konkret: es geht nicht mehr nur darum, Veränderung, Partizipation, Entwicklung und Innovation zu erlauben etc. Es geht darum, Räume zu schaffen, die nur dann relevant sind, wenn sie diese Muster erzeugen. Wir müssen noch vielmehr als zuvor in komplexen Netzwerken denken, Wechselwirkungen und Rückkopplungseffekte berücksichtigen. Und: es geht nicht mehr darum, jetzige Inhalte zu bearbeiten. Wir müssen uns überlegen, welche Kernfunktionen benötigt werden. Zudem muss es immer ein digital-analoger Ansatz und eine ebenso digital-analoger Entwicklungsprozess sein.
Dieser Ansatz wäre beispielsweise in der Stadtentwicklung, bei regionalen Kulturstrategien und auch bei der Entwicklung und Umsetzung neuer digital-analoger Unternehmensstrategien relevant. Ich möchte diese Gedanken in den nächsten Wochen weiter diskutieren und werde sie auch in meinem neuen Podcast verarbeiten.
Ich wünsche nun allen ein schönes Wochenende.
Beste Grüße
Christoph Deeg