Liebe Leser*innen,
es ist wieder Zeit für den Freitags-Rückblick inkl. „Lessons Learned“. Die Woche verlief spannend und sie war sehr anstrengend. Sie war spannend, weil ich viele neue Modelle und Ansätze für Digitale Transformationsprozesse kennenlernen und diskutieren durfte und weil mein Workshop zur Nutzung von K.I. im Kontext der Durchführung von Prüfungen des Internal Audits sehr gut verlief. Für den Workshop hatte ich auf Basis von ChatGPT ein K.I.-Modell für die Begleitung von Prüfungen entwickelt und es wurde von den Teilnehmer*innen auf Herz und Nieren überprüft. Angelehnt an „2001 – Odyssee im Weltraum“ hatte ich ihn HAL9001 genannt.
Grundsätzlich funktionierte das Modell weitaus besser als erwartet hatte. Als Assistent für eine Prüfung, insbesondere im Bereich Digital-Risk, wäre das Modell laut den Teilnehmer*innen schon heute nutzbar. Wir konnten aber auch die Grenzen erleben. Sie liegen zum einem im System selbst, vor allem dann, wenn man mehr kritisches Feedback für den Prüfleitfaden wünscht, das Modell aber an sich eher lösungsorientiert ist und helfen möchte. Kritisches Hinterfragen etc. ist vielleicht in der nächsten Version implementiert. Ich weiß noch nicht genau, was ich mit dem K.I.-Modell machen werde. Eigentlich würde ich es gerne allen Menschen zur Verfügung stellen, ich weiß aber nicht, wie gut es wirklich ist. Ich lade alle Menschen aus dem Bereich Internal Audit/Interne Revision herzlich ein, sich bei mir zu melden. ich versende dann den Link zum K.I.-Modell und man kann es testen. Einzige Bedingung: ich möchte ein ehrliches und offenes Feedback haben.
Neben den Workshops in Wien ging es auch wieder um Gamification. In einem größeren Projekt haben wir über die weitere Nutzung ausgesuchter Spielmechaniken für die Verbesserung der internen Kommunikation gearbeitet. Und dann fand gestern der Event „50 Shakes of Games“ im Rahmen des Nürnberger Digitalfestivals statt, den ich zusammen mit dem Team von OM7 in Nürnberg umgesetzt habe. Es entstand eine sehr spannende Diskussion auch zum Mittwochs-Thema in dieser Woche. Aber die Woche war auch extrem anstrengend – mehr dazu im folgenden Abschnitt.
Lessons Learned
Im Kern habe ich zwei Gedanken für Euch, wobei der erste Gedanke keine wirklich neue Erkenntnis darstellt: wir können Transformation nur dann erfolgreich umsetzen, wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Und dabei handelt es sich sehr oft um absolute Basics: Meine Rückfahrt von Wien nach Nürnberg war (wieder einmal) ein einzigartiges Desaster. Ich hatte am Ende zwei Stunden Verspätung. Man kann und sollte sich in Deutschland niemals auf die Deutsche Bahn verlassen. Und leider gilt diese auch für sehr viele weitere Bereiche. Es ist schlichtweg kaum noch zu ertragen. Bahnreisen ist eine riesige Herausforderung geworden und ich kann jeden Menschen verstehen, der oder die beim Auto bleiben oder gar fliegen. Das frustriert und es sorgt dafür, dass man wertvolle Zeit verliert. Und es ist abzusehen, dass es in den nächsten Jahren nicht besser werden wird. Übrigens: man kann zwar aktuell die Entschädigung in der Bahn-App beantragen (also kein analoges Fahrgastrechteformular mehr), aber man bekommt dann als Antwort einen Brief mit der Post. Deutschland existiert noch immer im prä-digitalen Zeitalter.
Die zweite Erkenntnis ist, dass wir nicht nur einen Investitions- sondern auch einen Innovations- und Entwicklungs-Stau haben. Es gäbe viele interessante Ansätze, Modelle und Projekte, die uns helfen könnten, Transformation besser zu machen. Aber: wir haben bzw. nehmen uns nicht die Zeit dafür. Wir erleben die Inspirations-Rush-Hour. Gestern nach meinem Vortrag sagte eine Teilnehmerin zu mir, sie müssen jetzt erstmal überlegen, wann sie das alles umsetzt. Wir verdichten Arbeits-Prozesse an der falschen Stelle und sorgen so dafür, dass wir nicht flexibel agieren und lernen können. Das sorgt für Frust und es kostet extrem viel Geld, denn die vielen großen und kleinen Veränderungsschritte brauchen zu lange und so stellt sich die Frage, ob wir überhaupt noch transformationsfähig sind.
Beste Grüße
Christoph Deeg