Liebe Leser,
heute fliege ich nach Nairobi in Kenia. Es ist die letzte Station der ersten Workshoprunde des Projekts „Enter Africa“ des Goethe Instituts. Im Rahmen des Projekts besuchen wir 15 afrikanische Länder. In jedem Land arbeiten wir mit jungen interdisziplinären Teams. Diese Teams entwickeln eine Vision zur Zukunft Ihrer Stadt. Sie tun dies, indem sie ein local-based-game entwickeln. Solche Spiele basieren auf dem Konzept einer digital-analogen Schnitzeljagd, wobei die App. (wir nutzen „Espoto“) sehr viel komplexer ist, und eine richtige Spielerfahrung ermöglicht.
Es ist ein wirklich spannendes Projekt und die Workshops sind nur ein erster Schritt, denn die Teams arbeiten über viele Monate an den Games. Ein solcher Ansatz ist bis jetzt einzigartig und er bedeutet einiges an Aufwand. Das Kernteam (was die Umsetzung angeht) besteht aus vier Personen. Da sind zum einen Roman Rackwitz und ich. Wir bringen unser Wissen über Gaming und Gamification ein und beraten das Goethe Institut in allen Bereichen des Projekts. Dazu kommen Bethlehem Anteneh und Dagmawi Bedilu, zwei Kollegen aus Äthiopien. Beide kommen eigentlich aus ganz anderen Berufen. Bethlehem ist Architektin und Dagmawi ist Software-Entwickler. Aber beide haben ihren Job aufgegeben um mit uns an der Frage zu arbeiten, wie wir unseren Lebensraum durch die Nutzung von Gaming und Gamification verbessern können.
Die größte Herausforderung sind aber nicht die Workshops, sondern die weitere Arbeit mit den Teams. Wir müssen versuchen, die Teilnehmer über einen sehr langen Zeitraum zu motivieren. Und wir können keine Honorare zahlen etc. Wir haben uns entschieden, viele unterschiedliche Angebote zu generieren, die das individuelle Motivationsportfolio der Teilnehmer triggern soll. Ein paar Beispiele: Für diejenigen, die vor allem am Thema Game-Design interessiert sind, erstellen wir verschiedene weiterführende Videos mit Aspekten zu Nutzung von Gaming und Gamification. Für diejenigen, die sehr stark an einer Vernetzung interessiert sind, nutzen wir Gruppen in Messengern, in denen es z.B. um eSports in Afrika geht. Und natürlich unterstützen wir auch bei der Entwicklung neuer Projekte und Ideen, was bis zur Gründung von Startups gehen kann. Und natürlich ist auch die emotionale Unterstützung ganz wichtig. Alle Teammitglieder sind afrikaweit miteinander vernetzt. Sie sind nicht nur Teil einer lokalen Gruppe, sondern ebenso Teil eines internationalen Projektes. Aber egal wie sehr wir uns auch bemühen, es war von beginn an klar, dass wir auch Mitglieder verlieren würden. Aus diesem Grund ist das Projekt offen, das bedeutet, es können immer neue Teilnehmer hinzukommen.
Ich habe gelernt, dass wir für solche Projekte eine Art Handbuch brauchen und ich hoffe ich habe die erste Version bald fertiggestellt. Ich möchte dies mit einem weiteren Handbuch/Playbook für angehende Trainer in diesem Bereich erweitern.
Mein Besuch in Kenia ist auch spannend, weil wir viele verschiedene Organisationen treffen werden. Wir haben sogar ein Treffen mit Vertretern der United Nations. Darüber werde ich natürlich auch berichten.
Beste Grüße
Christoph Deeg