Liebe Leser,
heute geht es um die letzte Woche der Deutschland-Tour von Chewata Awaqi. Damit ist das Projekt aber nicht beendet – nun geht es erst richtig los, denn wir werden nun die Workshops und Aktivitäten für 2018/2019 in 15 afrikanischen Staaten planen. Die letzte Woche war geprägt von vier wesentlichen Punkten:
- Der Erkenntnis, dass wir uns bald zumindest temporär trennen müssen.
- Dem Besuch der Zentrale des Goethe-Instituts in München
- Dem Besuch des Headquarters von Electronic Arts in Köln
- Dem Besuch des absoluten Gaming-Days der Stadtbibliothek Liestal/Schweiz
Wir werden Chewata Awaqi
Beginnen wir mit dem ersten Punkt. Wir haben die letzte Woche intensiv genutzt, um diese intensive Zeit zu reflektieren. Neben den vielen Terminen und Reisen, den Planungsworkshops und Meetings, dem fachlichen Austausch und dem Aufbau von Kommunikationsplattformen für den kommenden Projektabschnitt, haben wir vor allem versucht, uns als Menschen besser kennen zu lernen. Das mag komisch klingen, hat aber einen ernsten Hintergrund. Wir werden in den nächsten zwei Jahren ein sehr großes Abenteuer erleben. Unsere Idee, ein solches Projekt parallel in 15 afrikanischen Staaten durchzuführen, hat meines Erachtens noch niemand zuvor probiert. Wir betreten absolutes Neuland und werden völlig neue Länder und Kulturen kennenlernen. Wir werden viele Eindrücke mitnehmen und dieses Projekt wird uns verändern. Wir haben keine Angst – aber wir haben sehr großen Respekt vor dieser Zeit. Und wir müssen uns vertrauen können. Denn dieses Abenteuer wird uns sehr viel abverlangen. Deshalb haben wir die ganze Zeit so intensiv geredet und uns kennengelernt. Es waren teilweise sehr persönliche Gespräche. Ich wünschte, ich hätte bei manch anderen Projekten eine solche Vorbereitungszeit gehabt. Manche Schwierigkeiten, manches Scheitern wäre mir vielleicht erspart geblieben. Natürlich kennen wir uns jetzt noch nicht perfekt – deshalb ist es gut, dass ich am 14.10.2017 wieder nach Äthiopien reisen werde und wir ein weiteres kleines Projekt mit dem Goethe Institut umsetzen werden. Dabei werden wir das Institut zum „Schlachtfeld“ des „Battle of the times“ machen – ich werde berichten…
Die Reise zum Goethe-Institut in München
Dann waren wir auch in München in der Zentrale des Goethe Instituts. Ohne das Goethe Institut wäre das alles gar nicht machbar. Ich bin zutiefst dankbar, dass ich alle diese Projekte umsetzen darf. Und so es war schön, wieder einige Kollegen zu treffen. Im Laufe der Jahre habe ich schon einige Institute weltweit besuchen dürfen. Das GI ist quasi eine große weltweite Community. Wir hatten spannende Meetings. Es gab viel zu planen und zu überlegen. Auch Kommunikationsstrategien und mögliche Vernetzungen mit weiteren Projekten waren ein Thema. Aber auch hier ging es vor allem um das Kennenlernen. Betty und Dagmawi haben berichtet und diskutiert und aus jedem Meeting wurde ein langes Treffen mit vielen Themen – und leckerem Essen und leckerem Kaffee und Kuchen. Nochmals vielen Dank an das Goethe Institut für die Gastfreundschaft und die tolle Zusammenarbeit!
Can a computer make you cry? Besuch bei EA in Köln…
Und dann gab es noch ein Highlight. Wir hatten bereits auf der Gamescom ein Meeting mit Martin Lorber von Electronic Arts. Das Meeting war spannend und Martin Lorber sagte uns seine Unterstützung zu. Er lud uns aber auch nach Köln in das Headquarter von EA ein, um mehr über EA, die Gaming-Kultur und die Auswirkungen auf die Gesellschaft zu diskutieren. Es war ein wirklich tolles Treffen. Wir haben stundenlang über so viele Aspekte der Gaming-Kultur und die Geschichte von EA gesprochen, dass wir noch heute immer wieder darüber reden und uns austauschen. Was mich besonders beeindruckte, war die Gründungsgeschichte von EA – die ich bis dato so noch nicht kannte. EA war mir immer ein Begriff gewesen – sowohl als Gamer als auch als Mitarbeiter in der Gamesindustrie. Aber EA war und ist weit mehr. Es gab ein Manifest zu Beginn des Unternehmens. Damals kam eine kleine Gruppe von Entwicklern zusammen, um neue Wege zu gehen. Und dieses Manifest war Ihr Startpunkt. Es beginnt mit der Frage:“Can a computer make you cry?“
Ich könnte stundenlang über dieses Manifest reden und seitensweise darüber schreiben, denn es ist m.E. viel mehr als ein Statement von Game-Designern. Wenn man diesen Text genau liest, merkt man zwei Dinge: 1. Game-Design ist mehr als das Entwickeln von Spielen. Es ist ein Framework, welches die Welt und ihre Strukturen und Abläufe viel besser versteht. Deshalb arbeite ich auch seit vielen Monaten an einer Theorie, wie man Game-Design und Strategieentwicklung zusammenführen kann. 2. Man kann die hier beschriebenen Gedanken wunderbar auf andere Themengebiete bzw. Kontexte übertragen. Diese Menschen wollten nicht einfach Spiele entwickeln und verkaufen, sie wollten einen Lebens- und Arbeitsraum entwickeln, der Menschen motiviert und aktiviert, sich weiter zu entwickeln. Von diesem Manifest können also Kultur- und Bildungsinstitutionen als auch Unternehmen lernen… Nochmals vielen lieben Dank für den tollen Tag und die Unterstützung/Vernetzung an Martin Lorber und EA!
The real gaming@thelibrary – es geschah in Liestal
Dann ging es noch in die Schweiz. Wobei ich leider nicht dabei sein konnte, da ich eigene Workshops halten musste/durfte. Betty und Dagmawi besuchten Michele Salvatore in der Kantonsbibliothek Liestal. Michele Salvatore ein toller Kollege von mir. Zusammen bauen wir gerade ein Gaming-Bibliotheks-Beratungs-Projekt auf. In der Zukunft wollen wir in Deutschland/Schweiz/Österreich Bibliotheken auf dem Weg in digitale Spielwelten begleiten. Er ist soziokultureller Animator und arbeitet u.a. in der Kantonsbibliothek in Liestal. Er entwickelt wirklich sensationelle Gaming-Events und findet viele weitere Wege, Jugendliche in die Bibliothek zu holen. Mit ihm habe ich schon in Mexiko und Deutschland gearbeitet und auf dem Bibliothekstag in Zürich werden wir eine große Gaming-Area aufbauen. Michele hat in Liestal etwas großartiges geschaffen. Der Gaming-Event war ein großer Erfolg – Betty und Dagmawi konnten sehr viel mitnehmen – und die Nacht davor beim Aufbau etc. helfen.
Und dann hieß es „Abschied nehmen“. Das war ein sehr trauriger Moment für uns drei. Aber wir haben daraus etwas positives gemacht: es war kein Abschied – es war nur eine dreiwöchige Unterbrechung. Und Dank Viber können wir jeden Tag miteinander kommunizieren. Und es gibt sehr viel zu tun: In Addis Abeba wird gerade mein Aufenthalt geplant. Neben den Workshops zum Abschluss-Level von „The battle of the Times“ kommen noch sehr viele Planungsmeetings hinzu, bei denen wir die zwei kommenden Jahre planen. Dann werden wir unsere Kooperationspartner zur Gründung des Chewata-Awaqi-Start Up treffen. Und wir werden sehr sehr tief in die Kultur von Addis eintauchen. Nochmals allen Partnern vielen Dank für die tolle Unterstützung. Da ist vor allem das Goethe Institut zu nennen, aber auch die Europäische Union, IceAddis und das British Council. Und natürlich Danke an Roman Rackwitz, Michele Salvatore, Martin Lorber, die Stiftung Digitale Spielkultur, das Team von Espoto, das Studentendorf Schlachtensee, die Architekten und Macher des Spreefeld in Berlin, die Braunschweigische Stiftung und meiner unglaublichen Ehefrau Eva, die den Wahnsinn – und den Verzicht auf meine Person trotz physisicher Anwesenheit – mitgemacht hat.
Wer mehr über das Projekt wissen möchte, kann diesem Blog und der Seite von Chewata Awaqi www.chewata-awaqi.com folgen. Oder wir treffen uns am 07.11.2017 in Köln auf der „Clash of realities“ – Conference. Dort werde ich das Projekt ebenfalls vorstellen.
Beste Grüße
Christoph Deeg
Die Chewata Awaqi-Tour wurde ermöglicht durch: