Das Local-Based-Gaming-Mexiko-Projekt – Teil 14. – Bibliotheken anders wahrnehmen

Liebe Leser,

ich sitze wieder beim Frühstück in Mexico-City und freue mich auf einen weiteren Projekttag. Gestern sind wir ein großes Stück weitergekommen. Heute wird die erste Bibliothek ihre Daten in die App. eingetragen haben und ich denke wir werden es schaffen, allen Content zum Ende der Woche online zu haben. Das ist eine sehr spannende Arbeit, denn nun übersetzen wir alle Ideen und Konzepte in die Logik der App. Zum Glück haben wir mit Espoto eine App. die uns einen sehr großen Spielraum ermöglicht, d.h. wir müssen uns nicht wirklich einschränken. Was mir besonders gefällt ist die Tatsache, dass nun langsam die Besonderheiten der einzelnen Bibliotheken sichtbar werden. Dies betrifft nicht nur das Gebäude, sondern auch und vor allem die Services und den Bestand. So werden wir z.B. viel mit Blindenschrift arbeiten. Genauer gesagt wollen wir versuchen, immer wieder einzelne Sinne der Spieler auszuschalten. Was ist z.B. wenn man eine Bibliothek besucht, man aber nicht sehen kann? Hören ist ein sehr wichtiger Faktor in Bibliotheken – und er wird sehr oft vernachlässigt. Man kümmert sich um das Lesen, man kümmert sich um den Ort im visuellen Kontext, aber wie klingt eine Bibliothek? Wie kann man die einzelnen Klänge beeinflussen und welche Bibliothek ergibt sich dann – auch in Verbindung mit Sehen?

In Mexiko nutzen wir oft den Metrobus. Dort findet man überall Monitore mit Informationen und vor allem mit sehr viel Unterhaltung. Das Besondere: die Busse haben sehr gute Soundsysteme. Es gibt offensichtlich Subwoofer und vor allem die Musik ist sehr laut. Man muss das nicht mögen – ich finde es großartig – aber es zeigt, dass man Orte/Räume/Services auch anders denken kann. Die Beschäftigung mit Wahrnehmung findet leider viel zu selten statt. Dies betrifft nicht nur Bibliotheken, sondern auch andere Kultur- und Bildungsinstitutionen sowie Unternehmen. Akkustik und Sound scheinen nur als Verbotsschilder (Leise sein!) zu existieren.

Ich habe eine einfache Übung für Euch: überlegt euch eine kleine Führung durch Eure Institution oder Euer Unternehmen. Überlegt Euch, wie diese Führung aussehen würde, wenn die Teilnehmer nicht sehen und/oder nicht hören können. Dabei geht es nicht um den Umgang mit Menschen mit Behinderungen, sondern um die bewusste Reduzierung der Wahrnehmung. Schreibt mir, was sich ändern würde…

Beste Grüße

 

Christoph Deeg

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