Das Local-Based-Gaming-Mexiko-Projekt – Teil 12. Das Spiel entsteht

Liebe Leser,

ich bin wieder in Mexiko. Heute beginnt die dritte Workshopwoche. Die Bibliotheken haben in den letzten Wochen die Aktivitäten (Aufgaben) vor Ort entwickelt. Nun geht es darum, daraus ein Spiel zu machen. Wir werden also die ganzen Ideen bearbeiten und weiterentwickeln. Dann werden die Ergebnisse in die App. eingetragen. Parallel dazu habe ich ein paar Treffen mit einem Autor, der die Geschichte umarbeiten wird. Das bedeutet wir entwickeln nun die finale Geschichte und das finale Spiel.

Am Ende der Woche soll der Prototyp fertig sein. Dann müssen wir an den Feinheiten arbeiten und vor allem sehr viel testen. Der Zeitplan sieht vor, dass wir im April die letzten Änderungen vornehmen und dann – zur Tagung zum Thema Gaming/Gamification in Bibliotheken in Mexiko – das Spiel veröffentlichen.

Gestern bin ich die Stadtroute abgelaufen. Ich kenne die Stadt schon ein bisschen, bin aber noch nie die 14 Kilometer zu Fuß gelaufen. Mir war dies sehr wichtig, denn nur so kann ich sehen, wie die Spieler das Spiel später erleben. Und wenn man zu Fuß unterwegs ist, und den Ort kennt, kann man sich gut auf Details konzentrieren. Dieser Prozess ist sehr wichtig, denn in der Entwicklung von „Playfull Experiences“ (so nenne ich das Ergebnis meiner Arbeit) verliert man sehr oft den Kontakt zum Inhalt. Man wird betriebsblind. Natürlich kann man mit externen Textgruppen vieles lernen. Aber diese Gruppen wissen nicht, was ich denke und warum. Ich habe mir dafür einen einfachen Trick angewöhnt: ich entwickel mehrere Versionen des gleichen Spiels bzw. der gleichen Erfahrung und teste die Unterschiede. Das hilft mir immer sehr.

Was mir an diesem Projekt besonders gefällt sind zwei Punkte:

  1. Wir haben die Zeit, die Inhalte zu entwickeln. Dadurch, dass die Bibliotheken „ihre“ Inhalte erstellen, ist dieses Projekt nicht einfach eine Auftragsarbeit. Ich bin nicht der Produzent, sondern der Berater und Begleiter. Dies führt dazu, dass der so wichtige Bereich der Implementierung in den Arbeitsalltag der Institution funktioniert. Die meisten solcher Angebote wirken mehr wie ein Fremdkörper und nicht wie ein wirkliches Angebote, welches tief in die Arbeit der Institution verankert ist. Ich habe dies schon immer kritisiert und in der Arbeit mit Roman Rackwitz im Bereich Gamification führte dies dazu, dass wir ein eigenes Modell, das „Deeg-Rackwitz-Modell“ entwickelt haben, welches in der Arbeit aller Unternehmen und Institutionen nutzbar ist.
  2. Wir entwickeln ein lokales Netzwerk, welches das Spiel entwickelt. Wir haben einen Autoren, Bibliotheken, Game-Experten etc. Dieses Netzwerk ist ein weiterer Vorteil solcher Projekte – nehmen wir nur das Beispiel meines Projekte in Äthiopien. Hier werden wir vielleicht das Projekt so weiter entwickeln, dass daraus eine dauerhafte Arbeitsform wird.

Ich freue mich sehr auf die kommenden Tage und bin gespannt, wie mein paralleles Sportprogramm auf über 2.000 Meter Höhe funktioniert…

Beste Grüße

 

Christoph Deeg

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