Liebe Leser,
in den letzten Wochen und Monaten wird immer wieder über Facebook diskutiert. Dabei heißt es immer wieder, Facebook sei immer unbedeutender, da vor allem die jüngere Generation die Plattform verlasse und vor allem Messenger wie z.B. WhatsApp oder WeChat nutze.
Ich finde diese Diskussion vor allem putzig. Wo liegt eigentlich das Problem, wenn die jüngere Zielgruppe Facebook seltener nutzt? Wie groß ist die Kaufkraft dieser Zielgruppe? Wie groß ist die Möglichkeit, diese Zielgruppe wirklich auf Facebook zu erreichen? In der Regel nutzen gerade jüngere Nutzer die Plattform zur privaten Vernetzung. Facebook ist so etwas wie ein Spiegelbild der Kontakte in der analogen Welt. Es ist eine Art virtuelles Wohnzimmer und die Bereitschaft in dieses Wohnzimmer andere Menschen/Institutionen/Unternehmen rein zu lassen ist eher gering.
Der Pseudo-Abgesang auf Facebook ist so ein bisschen der nicht funktionierende Running-Gag der Facebook-Enttäuschten. Deshalb hier meine gegenteilige Meinung. Ich glaube Facebook wird jetzt erst richtig spannend. Denn jetzt könnte es sein, dass Facebook von „Erwachsenen“ entdeckt wird. Letztlich ist Facebook nicht mehr und nicht weniger als eine ziemlich genial gebaute Plattform. Die Inhalte kommen aber von den Usern – das vergisst man ganz gerne. Wenn Facebook erwachsen wird, dann haben wir es mit zahlungskräftigen Kunden zu tun, die vielleicht einfacher zu erreichen bzw. zu aktivieren sind.
Dann müssen wir uns aber überlegen, wofür wir Facebook nutzen möchten. Denn die viel zitierte „PR-Funktion“ von Facebook wird m.E. überbewertet. Der gute alte Wunsch die Menschen dort erreichen zu wollen, wo diese gerade sind, scheint nicht richtig zu funktionieren. Gerade Bibliotheken und Unternehmen müssen immer wieder einsehen, dass sie gerade die junge Zielgruppe kaum oder so gut wie gar nicht erreichen. In beiden Fällen – den Bibliotheken und den Unternehmen – spiegelt das sehr oft die Lage in der analogen Welt wieder.
Nein, Facebook ist vor allem eines: eine große Chance. Wenn wir begreifen, dass es nicht um Zielgruppen, sondern um Communitys, nicht um Kampagnen, sondern um Beziehungen, nicht um Fans, sondern um Kommunikation geht, dann kann Facebook etwas wirklich Großes werden. Oder wie ich es schon an anderer Stelle gesagt habe: es geht nicht um die Plattform sondern um die Menschen, die darauf aktiv sind. Vielleicht sollten sich die Facebook-Enttäuschten einfach ein bisschen mehr Mühe geben?
Beste Grüße
Christoph Deeg