Bibliotheken, eBooks, Apps, iPads – die „Mobile-Internet-Roadshow für Bibliotheken“

Liebe Leser,

in der der letzten Woche war ich wieder in Bibliotheken aktiv. Nachdem ich zwei Tage an der Universitätsbibliothek Mainz den zweiten Social-Media-Workshop durchgeführt hatte, ging es in dann in Darmstadt um das Thema „Mobiles Internet“.

Das mobile Internet erscheint zunehmend eine neue Herausforderung für Bibliotheken zu werden. Nachdem durch das sog. Web 2.0 eine völlig neue Form der Kultur- und Wissensvermittlung entstanden ist, geht es nun darum, dass Internet überall mit sich führen zu können. Smartphones, Tablet-PCs, Apps. und eBooks gewinnen zunehmend an Bedeutung. Aus dieser Situation entstehen neue Fragestellungen und Herausforderungen für die Bibliotheksarbeit. In diesem Blogbeitrag möchte ich stichpunktartig die wesentlichen Herausforderungen sowie einen von mir dafür entwickelten Workshop beschreiben. Beginnen wir mit den Herausforderungen:

eBooks gibt es schon länger aber jetzt scheinen sie sich durchzusetzen. Immer mehr Menschen lesen eBooks. Immer mehr Unternehmen bieten eBook-Reader und/oder eBook-Stores an. Für Bibliotheken ist dies gleich mehrfach bedeutend. Zum Einen müssen Sie überlegen, wie sie ein Angebot entwickeln können, mit dem sie eBooks verleihen. Ein erster Schritt ist sicherlich die sog. „Onleihe“. Die Onleihe ermöglicht es Bibliotheks-Kunden, eine Auswahl an eBooks digital auszuleihen. Benötigt wird nur ein kompatibler eBook-Reader oder ein Tablet-PC (z.B. ein iPad) oder aber ein Smartphone. Bei den beiden letztgenannten funktioniert das Ganze mittels einer App. Das Angebot an eBooks ist noch sehr klein und die Funktionalitäten sind sehr beschränkt aber es ist zumindest ein erster Schritt. Allerdings gibt es mit Skoobe und Amazon ernstzunehmende Konkurrenz. Skoobe ermöglicht gegen eine Gebühr das „Ausleihen“ von Büchern und Amazon verfügt zum jetzigen Zeitpunkt über die mit Abstand beste Hard- und Software und plant zudem ebenfalls ein eigenes Verleihangebot.

Zum Anderen verändern sich auch die eBooks an sich: sie werden zu animierten Apps. Auf meinem iPad habe ich z.B. ein paar Jugendbücher, bei denen der Text nur ein Teil des Gesamtproduktes ist. Ich kann neben dem Lesen die jeweilige Welt interaktiv erforschen, Aufgaben lösen und mir natürlich die Geschichte auch vorlesen lassen. In dem Moment, in dem eBooks zu Apps. werden, können Bibliotheken das klassische Geschäftsmodell, welches u.a. den kostenlosen Zugang zu verschiedenen Inhalten beinhaltet, nicht mehr aufrecht erhalten.

Neben den neuen eBook-Formaten stellen auch die „normalen“ Apps. eine Herausforderung für Bibliotheken dar. Gerade Plattformen wie das iPad ermöglichen neue Formen der Visualisierung unterschiedlichster Inhalte. Kombiniert mit spielerischen Elementen ermöglichen sie völlig neue Formen der Kultur- und Wissensvermittlung. Aber wie schon bei den neuen eBook-Formaten werden Bibliotheken auch hier keine kostenlose Alternative als Verleihgeschäft anbieten können.

Gleichzeitig werden viele Bibliothekare in zunehmendem Maße mit Anfragen zu eBooks und eBook-Readern, Smartphones, Tablet-PCs, Apps. etc. konfrontiert. Aber was sagt man einem Kunden, der einen Amazon Kindle gekauft hat und nun fragt, wie man damit Bücher aus der Onleihe lesen kann? „Tut mir leid, das geht nicht“? Welche alternativen Services können Bibliotheken anbieten, wenn das klassische Verleihgeschäft an Bedeutung verliert? Wie reagiert man auf die Tatsache, dass Bibliotheken zum Einen mit dem Verleihgeschäft gedruckter Werke noch immer mehr als ausgelastet sind, und zum Anderen sehr schnell mit der Entwicklung neuer Angebote begonnen werden muss? Wie also können Bibliotheken das mobile Internet für sich nutzen?

Um diese und noch viele weitere Fragen beantworten zu können habe ich die „Mobile-Internet-Roadshow“ aufgebaut. Ziel dieses Workshops ist es, den teilnehmenden Bibliotheksmitarbeitern einen ersten Einblick in dieses Thema zu ermöglichen. Die Teilnehmer sollen aber nicht nur theoretisches Wissen erlangen, sondern zudem die Geräte und Angebote selber ausprobieren. Aus diesem Grund bringe ich eine Sammlung an eigenen Tablet-PCs, Smartphones und eBook-Readern mit. Die Mitarbeiter der Bibliothek können also selber Apps. und eBooks runterladen und ausprobieren. Fotos und Videos aufnehmen und auf meinen extra dafür erstellten Accounts bei Facebook, Twitter etc. posten.

Im Anschluss daran diskutieren wir gemeinsam, was diese neuen Medien und Inhalte für die Bibliothek bedeuten und wie man sich erfolgreich in diesem Feld positioniert.

Wer mehr zur „Mobile-Internet-Roadshow“ wissen möchte kann mir entweder eine Mail an christoph.deeg@googlemail.com schreiben oder aber wir treffen uns nächste Woche auf dem Bibliothekartag 2012 in Hamburg vom 21.05. – 25.05.

Natürlich gibt es auch eine Mobile-Internet-Roadshow für andere Kultureinrichtungen und Unternehmen. Das Grundmodell ist gleich, es werden aber andere Themen behandelt.

Beste Grüße

Christoph Deeg

6 thoughts on “Bibliotheken, eBooks, Apps, iPads – die „Mobile-Internet-Roadshow für Bibliotheken“

  1. Gerade beim App entwickeln verschließt sich mir immer wieder warum Apps primär als erstes für das iPhone entwickelt werden, der Android Markt ist doch viel größer…resultiert das nur daraus, dass Leute die ein iPhone haben scheinbar generell mehr dazu bereit sind für Apps etc. etwas zu zahlen?

    1. Hallo Jonis,

      vielen Dank für Deinen Kommentar. Ich sehe das genauso wie Du. Es gibt leider immer noch eine Fokussierung auf Apple und seine Produkte. Dabei ist Android zumindest ein ebenso verbreitetes System. Ich denke es wird darauf ankommen, schnell Ressourcen aufzubauen, um auf vielen Plattformen aktiv zu sein. Viel spannender finde ich aber die Frage, was Bibliotheken mit den bereits vorhandenen Angeboten anstellen können? Hier gibt es viel Raum für spannende Services…

      Beste Grüße

      Christoph

  2. Schöne Idee, solche Workshops anzubieten. Ich finde es interessant, dass zwar viele Kultureinrichtungen eigene Apps für die Smartphones bzw. das iPhone anbieten, aber das iPad so vernachlässigen. Gerade die Tablet-PCs bieten ein ungeheures Potenzial, um Inhalte aufzubereiten (vom Thema Interaktion will ich noch gar nicht sprechen). ich habe mich von Dir inspirieren lassen und werde morgen ein Beispiel vorstellen. ;-)

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