Liebe Leser,
der erste Tag der Re:Publica geht zu Ende. Zeit über meine Eindrücke zu schreiben – solange sie noch frisch sind:-)
Beginnen möchte ich mit einem Lob: die neue Location ist wirklich der absolute Hammer. Selten habe ich mich an einem Konferenzort so wohl gefühlt wie heute.
Und überall wid man auf entspannte Art und Weise mit kleinen Goodies versorgt. Frühstück gab es von Hornbach, Snickers von Nokia – leider kein neues Nokia-Handy aber darüber mehr am WE und Strom gab es von Simyo. Die beste Idee hatten die Malteser: da sie sich auf das Thema „Erste Hilfe“ spezialisiert haben, boten sie eine „Erste-Hilfe-Station“ für Smartphones an. Hier könnte man sein leeres Smartphone zum Akkuladen abgeben – das hätte ich gerne auch auf anderen Konferenzen.
Aber natürlich gab es nicht nur kleine Geschenke – es gab auch viele Sessions. Ich habe den Tag mit der Session Creative Internet Business: Made in Germany? begonnen. Ich war wirklich gespannt auf die Ideen und Visionen der einzelnen Sprecher und war danach irgendwie ein bisschen ernüchtert. Es war ein kleiner Business-Talk. Es kam mir so vor, als würden sich die einzelnen Podiumsteilnehme nicht wirklich wohl fühlen auf der Re:Publica. Ok, es ist nicht die Demexco oder die Gamescom aber man gab sich nun gar kein Mühe ein bisschen Spirit oder Power in das Thema zu bringen. Der Vertreter Berlins tat als guter Wowereit-Mitarbeiter dass, was man so tut wenn „Berlin ist arm aber sexy“ nicht mehr richtig funktioniert. Es gab ein bisschen Transparenz indem er u.a. erklärte, dass man eigentlich wenig dazu beigetragen habe, dass es mit dem Thema „Digital Business“ in Berlin anscheinend funktioniert. Was cool klang war für mich eher ein Offenbarungseid, denn es ist genau das, was einer Stadt wie Berlin fehlt: eine Strategie oder zumindest eine Vision. Und so nahmen die anderen Teilnehmer die Idee dankend auf und baten die Politik darum, sich letztlich einfach rauszuhalten. Interessant war, dass u.a auch erklärt wurde, man bräuchte gar keine Subventionen in diesem Bereich. Für einen kleinen Moment kam dann Spannung auf, als es nämlich um das Thema Bildung ging. Es wurde sehr kurz die Idee aufgeworfen, schon in der Schule so etwas wie Offenheit für Technologien und eigenverantwortliches Handeln zu „lehren“. Aber diese Idee wurde leider nicht weiter diskutiert. Dabei wäre hier die Möglichkeit für einen Standort wie Berlin, ein Alleinstellungsmerkmal zu entwickeln. Dafür müsste aber ressort-übergreifend und strategisch gedacht werden und das schien nicht wirklich bei Björn Böhning anzukommen. Letztlich war es also eine Session der Floskeln – schade, denn das Thema ist wichtig und spannend.
Danach habe ich mir “Ich glaube, wenn Du den Kopf triffst, sind die am meisten tot” angeschaut. In diesem Vortrag von Frau Dr. Judith Ackermann ging es um die Kommunikation der Gamer untereinander und während des Spiels. Der Vortrag zeigte einmal mehr, wie facettenreich das Thema Gaming heute schon ist – und wie wenig in Deutschland diesbezüglich passiert. Judith Ackermann zeigte deutlich auf, dass es verschiedenste Kommunikationswege und -inhalte zwischen den Gamern gibt und sie versuchte auch während der kurzen Diskussion die Teilnehmer zu animieren, sich mehr mit dem Thema zu beschäftigen.
So wichtig diese Forschungsergebnisse auch sein mögen, es war wieder mal auffallend, dass es immer noch sehr große Schwierigkeiten gibt, aus Forschungsergebnissen Handlungen zu generieren. In den USA hat man was das Thema Gaming angeht einen riesigen Vorsprung. Dies betrifft sowohl die Forschung als auch und vor allem die Umsetzung von Projekten und Konzepten, um das Thema Gaming in der Breite zu bewegen.
Schließlich besuchte ich das Panel „Open Innovation and the contribution of non-experts“. Besonders spannend war hier die Frage, wie man Menschen in Innovationsprozesse einbeziehen kann, die nicht über Fachwissen verfügen, aber gerade deshalb spannende und hilfreiche Ideen entwickeln können. auch hier wurde wieder darauf verwiesen, dass Gaming ein guter Ansatz sein kann. Wie das genau aussehen kann, erkläre ich übrigens auch in meinem Workshop zu Innovationsmanagement, Gaming und Social-Media..
Die letzte Session des heutigen Tages war zugleich die beste: The Beauty of Interaction von und mit Patrizia Marti. Sie zeigte wie Interaction und Design miteinander verschmelzen kann und wie damit z.B. in der Medizin völlig neue Ansätze ermöglicht werden. Zwar kann ich die einzeln vorgestellten Projekte nicht für meine Arbeit nutzen, aber es war auf jeden Fall ein Moment voller Inspiration.
Nach dieser Session begann das, was mindestens genauso wichtig auf einer solchen Konferenz ist: das fleißige Treffen und Kennenlernen von Menschen aus verschiedensten Bereichen. Ich weiß nicht wie oft ich heute schon gesagt habe, dass wir uns auf jeden Fall noch während der Re:Publica nochmal zusammensetzen müssen aber würden alle diese Verabredungen wirklich stattfinden, würde ich keine Sessions mehr erleben…
In diesem Sinne – gute Nacht Re:Publica
Christoph Deeg
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