Liebe Leser,
heute geht es um ein Thema, welches mir immer wieder begegnet: der Wunsch nach Best-Practice-Beispielen, die dann leider als Gebrauchsanweisungen missbraucht werden. Egal ob ich einen Vortrag halte oder aber einen Workshop veranstalte, immer gibt es ein ganz großes Interesse an sog. Best-Practice-Beispielen. Grundsätzlich kann ich diesen Wunsch sehr gut nachvollziehen. Solche Beispiel zeigen, wie man etwas machen kann. Und so möchten Museen wissen, was Museen machen, Bibliotheken möchten wissen was Bibliotheken machen, Immobilien-Unternehmen möchten wissen was Immobilien-Unternehmen machen etc. Ich könnte diese Aufzählung kontinuierlich weiterführen.
Wie gesagt, ich habe nichts gegen Best-Practice-Beispiele und doch möchte ich für einen anderen Umgang damit werben. Ich nenne es das „Mr. Smith-Syndrom“
Mr. Smith ist eine Figur aus dem Film „Matrix“ Im ersten Teil ist er ein böser Fiesling – genauer ein Programm – der die Menschheit unterjochen und den Helden „Neo“ vernichten will. Im zweiten Teil der Triologie ist Mr. Smith wieder da. Da er im ersten Teil am eigenen Leib spüren musste, dass er alleine gegen „Neo“ nichts anrichten kann, hat er nun einen neuen Trick auf Lager: er lässt andere Programme mutieren.
Nach diesem Mutationsprozess hat er einen Klon geschaffen. Auf diesem Weg ist er in der Lage, eine Vielzahl an identischen Mr. Smith zu erzeugen – und damit „Neo“ das Leben schwer zu machen.
Für meine Beratungstätigkeiten und Workshops analysiere ich immer wieder eine Vielzahl an unterschiedlichen Social-Media-Aktivitäten von Unternehmen und Institutionen. Dabei ist mir aufgefallen, dass in vielen Fällen die Möglichkeiten, die sich aus der Nutzung von Social-Media-Werkzeugen ergeben, kaum genutzt werden. Im Gegenteil: die Aktivitäten wirken leider sehr oft wie ein Standartangebot – oder wie Klone. Mr. Smith als Social-Media-Phänomen:-)
Wie gesagt, ich kann verstehen, dass man nach Best-Practise-Beispielen fragt. Jedoch würde ich vorschlagen, gerade wenn es darum geht sich inspirieren zu lassen, wenn es also darum geht zu überlegen, was man überhaupt online machen möchte, sich nicht primär im eigenen Umfeld sondern vielmehr interdisziplinär umzusehen. Jedes Unternehmen, jede Kulturinstitution, jede Stadt kann z.B. von den Social-Media-Aktivitäten der Games-Industrie lernen. Zudem gibt es viele kleine und sehr oft unterschätzte bzw. kaum wahrgenommene Projekte und Ideen, die aufzeigen, wie man Social-Media abseits der bekannten Pfade nutzen kann. Das bedeutet aber auch, dass man als Unternehmen oder Institutionen bereit ist, neue Wege zu gehen. Social-Media ist keine globale Plakatwand für Presseerklärungen und Veranstaltungshinweise:-)
Mir ist klar, dass Best-Practice-Beispiele vor allem deshalb beliebt sind, weil sie die Arbeit erleichtern. Zudem ist es so, dass ein Großteil der Unternehmen und Institutionen große Schwierigkeiten hat, sich diesem Thema bzw. dieser Welt zu nähern. Vieles erscheint so weit entfernt, wie ein anderer Planet. Aber gerade deshalb ist es so wichtig, sich alle gedanklichen bzw. kreativen Möglichkeiten offen zu halten.
Beste Grüße
Christoph Deeg
yes!! :-)
Hallo Christian,
vielen Dank für Deinen Kommentar. Und danke für das Best-Practice-Beispiel in Sachen Social-Media-Effizienz lach… (kleiner Scherz unter Kollegen…)
Ganz liebe Grüße
Christoph