Liebe Leser,
in den letzten Wochen ist mir ein ziemlich spannendes Projekt von Google aufgefallen. Das Unternehmen hat eine kleine Aufklärungskampagne zum Internet gestartet. Man erfährt u.a. das man auf sichere Passwörter achten sollte, woran man eine sichere Webseite erkennt etc. Google hat dieses Projekt nicht nur online gestartet. An vielen öffentlichen Orten hängen Plakate mit den Tipps und Empfehlungen.
Google tut dies natürlich nicht aus reiner Nächstenliebe. Das Unternehmen weiß, dass es sehr wichtig ist, dass die Menschen dem Internet vertrauen und über die Kompetenz verfügen, damit vernünftig umzugehen. Das Interesse von Google ist, dass die Menschen das Internet möglichst lange und facettenreich nutzen. Dies ist nur mit Vertrauen möglich. Gerade in Deutschland gibt es immer wieder heftige Kritik an Google, Facebook und Co. Manches davon ist gerechtfertigt und manche Kritik ist nicht nur überzogen sondern zeugt von einer tiefen Paranoia gegenüber Technologien, Unternehmen und Institutionen. An den Hardcore-Gegnern des modernen Internets kann wenig ändern. Die weitaus größte Gruppe der Internetuser hat aber schlichtweg einfach nur zu wenig Know How in der Nutzung des Netzes. Dies verwundert wenig. Denken wir nur daran, dass in Deutschland gerade mal 15% der Schüler den Computer täglich im Unterricht nutzen dürfen. Dabei geht es noch gar nicht um Themen wie Social-Media und Co. Während die Schüler also in der Schule nur unzureichend mit solchen Technologien und den damit verbundenen Denk- und Arbeitsweisen konfrontiert werden, sind sie zugleich alle bei Facebook.
Facebook bietet ihnen direkt Mehrwerte. Sie wissen warum sie diese Plattform nutzen und arbeiten damit in unterschiedlichster Art und Weise. Woher sollen sie aber den Mehrwert von Wikis, Blogs, Twitter etc. verstehen? Und natürlich ist dies kein Problem von Jugendlichen und jungen Erwachsenen. In meiner täglichen Arbeit erlebe ich immer wieder, wie gering das IT-Basiswissen gerade bei älteren Menschen ist. Sicher, es gibt Angebote von Volkshochschulen etc. aber die reichen bei weitem nicht aus.
Kommen wir nun zurück zu Google. Google möchte, dass die Menschen das Internet aktiv nutzen, damit Sie ihre geschäftlichen Ziele erreichen können. Warum aber versuchen Institutionen und Unternehmen so selten, ihre Kunden mit den Plattformen vertraut zu machen? In vielen Fällen beginnt man mit Aktivitäten auf Facebook, weil man glaubt dort wären dann die Menschen. Dabei sind es aktuell gerade mal 25% der Deutschen, die sich bei Facebook tummeln. Sehr oft heißt es Twitter oder Blogs oder Social-Bookmarking wären tot und man solle doch bitte nur zu Facebook gehen. Aber stimmt das? Was wäre, wenn z.B. alle Institutionen und Unternehmen einer deutschen Großstadt die Bürger mit Social-Bookmarking vertraut machen würden?
Das moderne Internet wird von uns gestaltet. Mir ist es egal, ob jemand der Meinung ist, dass z.B. Twitter out ist. Ich nutze Twitter sehr intensiv. Auf Konferenzen ist es das ideale Informationstool und habe langsam eine Community aufgebaut, die mir kontinuierlich einen Mehrwert generiert.
Wenn also ein Unternehmen oder eine Institution im Bereich Social-Media aktiv werden möchte, sollte man sich nicht nur darauf beschränken, online aktiv zu sein. Genauso wichtig ist es, die Menschen die man erreichen möchte, mitzunehmen. Dies funktioniert natürlich nur, wenn man wirklich im Web aktiv sein will. Ist man im Web unterwegs, weil man denkt, man müsse dies tun, obwohl man es eigentlich ablehnt, wird man sowieso nicht erfolgreich sein.
Ich wünsche mir, dass in Zukunft Institutionen und Unternehmen gemeinsam versuchen, Internetkompetenz zu vermitteln. Google zeigt wie man es machen kann – davon können wir lernen. Oder anders ausgedrückt: ich hätte gehofft oder erwartet, dass Institutionen wie die Bibliotheken, Archive und Museen eine solche Kampagne gestartet hätten. Gerade Bibliotheken behaupten von sich selber, dass sie Informationsspezialisten wären. Hier wäre eine gute Möglichkeit dies zu beweisen und dieses Wissen weiterzugeben um damit echte Mehrwerte zu schaffen.
Ein letzter Gedanke: Sicherlich gibt es viele Menschen, Institutionen oder Unternehmen, die der Meinung sind, dass derartige Dinge nicht ihre Aufgabe wären. Es ist sicherlich auch nicht Googles Aufgabe, dies zu tun – die machen es einfach:-)
Beste Grüße
Christoph Deeg
Naja, wenn wir den Mehrwert immer für unser ganzes zukünftiges Leben kalkulieren müssen, dann tauchen da so viele Variablen auf, dass es wohl nichts gibt, was uns einen Mehrwert bringt. Facebook hat schon seinen Sinn, nur lässt der sich nicht pauschal für alle bestimmen, sondern das muss jede/r für sich selbst herausfinden. Und wenn man keinen Mehrwert entdecken kann, dann lässt man es einfach bleiben.
Das mit dem „Mehrwert“ von Facebook ist so eine Sache. Früher glaubten auch viele, Arsen sei gesund, machte es doch rote Bäckchen. Die Rechnung wird einem immer erst nach Jahren präsentiert …
yep…
ich fand das „gerade mal 25% der Deutschen“ so klasse. ;-) Ansonsten: yep…
Ich verstehe;-) mir ging es nur darum zu erwähnen, dass die Idee, facebook wäre der Ort um alle Menschen zu erreichen so nicht stimmt. Viele tun so, als wäre ganz Deutschland bei facebook bzw. als wäre facebook die einzig wichtige Plattform.
„Dabei sind es aktuell gerade mal 25% der Deutschen, die sich bei Facebook tummeln.“ you made my day! :-) So ganz vernachlässigen sollte man die gut 20 Mio. aber nicht. ;-)
Die Idee, nicht nur im Internet oder konkret im Social Web aktiv zu sein, sondern die Zielgruppen dorthin auch mitzunehmen, finde ich gut. Warum nicht gemeinsam das Social Web entdecken? Oder noch besser: man sucht sich jemanden aus dem Umfeld der Kultureinrichtung, der sich darin auskennt und lernt dann zusammen, also Kultureinrichtung und Publikum. Wetten, dass die Ergebnisse weit über das Thema Social Media hinausgehen würden? ;-)
Hallo Christian,
ich denke da wie Du. Und die Idee, gemeinsam das Web zu entdecken ist genau das was ich meine. Das wäre auch offener und transparenter.
Und wegen Facebook: ich nehme es sehr ernst und nutze es beruflich wie privat. Aber ich denke es sollte nicht die erste bzw. einzige Plattform sein. Sonst schließt man 75% der Menschen aus…
Ganz liebe Grüße
Christoph