Liebe Leser,
nach dem kleinen wichtigen Update zum Social-Media-Gaming-Barbecue in Gütersloh möchte ich nun noch den „regulär geplanten“ Beitrag posten. Ich bin gerade in Wuppertal angekommen. Hier werde ich bis Sonntagmittag auf dem Workshop der Helfer und Unterstützer des Vereins Zukunftswerkstatt Kultur- und Wissensvermittlung e.V. aktiv sein. Ich habe den Verein zusammen mit Julia Bergmann und Jin Tan gegründet und aufgebaut und er liegt mir sehr am Herzen. Bis Sonntagmittag werden wir gemeinsam über neue und alte Projekte nachdenken, Ideen entwickeln und natürlich Spass haben:-) Übrigens kann jeder Interessierte gerne mitmachen. Der Verein ist offen für alle, die die Kultur- und Wissensvermittlung der Zukunft denken und gestalten wollen. Weitere Infos dazu findet Ihr unter: www.zukunftswerkstatt.org
Der heutige Tag startete mit einem Meeting in der US-Botschaft. Dort haben wir vor allem über das Social-Media-Coaching für die Mitarbeiter der US-Botschaft und der US-Konsulate gesprochen. Übernächste Woche geht es mit dem Coaching weiter – und ja das könnte der ideale Zeitpunkt für das erste Social-Media-Gaming-Barbecue in Berlin sein. Ich werde darüber noch einen seperaten Beitrag posten.
Gestern habe ich auch eine Seite für das Barbecue-Projekt bei Facebook eingerichtet und zudem für die Barbecues in Gütersloh, Münster und Frankfurt/Main Veranstaltungen angelegt. Dabei habe ich mir ein paar Gedanken zu Facebook gemacht, die ich heute niederschreiben möchte.
Worum es mir geht ist – überspitzt gesagt – ob wir Facebook nicht ein bißchen überbewerten? Ich bin gerne bei Facebook und es ist sicherlich eine spannende, mächtige, große Plattform. Aber es kommt mir so vor, als würde sich – bei allem Respekt vor dem Erfolg – alles nur noch um dieses Netzwerk drehen. Teilweise scheinen manche Unternehmen und Institutionen zu glauben, dass man nur bei Facebook sein müsse und alles weitere würde sich automatisch ergeben. Immerhin sind hier ja hunderte Millionen User. Es soll ja der Ort sein, an dem man unbedingt sein muss.
Ich denke es gibt durchaus Punkte, die aus Sicht von Unternehmen und Institutionen gegen die Nutzung von Facebook sprechen. Das wichtigste Argument gegen Facebook ist m.E. die Tatsache, dass ich hier nur mit Menschen kommunizieren kann, die ebenfalls bei Facebook sind. Wenn Facebook die einzige Web 2.0-Plattform ist mit der ich als Unternehmen oder als Institution arbeite, schließe ich viele Menschen aus. Und ich glaube nicht, dass man ernsthaft als Zielgruppe die Facebookuser als Ganzes definieren sollte.
Ein weiteres Argument gegen Facebook ist die Tatsache, dass andauernd Funktionalitäten geändert werden. Auf diese Änderungen muss kontinuierlich reagiert werden. Die Beherrschung der Technik kostet Zeit. Es gibt Facebookgruppen in denen sich Admins von Facebookseiten treffen um sich gegenseitig bei der Suche nach der richtigen Nutzung der neuen Funktionalitäten zu unterstützen. Ich finde es toll, wenn sich Menschen miteinander vernetzen und sich gegenseitig unterstützen. Jedoch sollte es bei der Arbeit im Web nicht um die Beherrschung von Technologien sondern vielmehr um das Erstellen von Inhalten gehen, die wirkliche Mehrwerte für die Kunden bedeuten.
Was bedeutet das?
Man ist nicht cool oder innovativ oder kreativ und schon gar nicht automatisch im Web 2.0 angekommen, wenn man einen Account bei Facebook hat. Man ist nicht Teil einer Community sondern man ist Teil einer Plattform mit tausenden von unterschiedlichen Communitys geworden. Sicher, man sollte feiern, dass man es geschafft hat. Ich weiß wie lange manche dafür kämpfen mussten, aber das ist erst der Anfang. Jetzt geht die eigentliche Arbeit los. In vielen Workshops aber auch in einigen Foren wird sehr oft über bestimmte Funktionalitäten aber selten über die Erfahrungen mit bestimmten Inhalten gesprochen. Aber gerade das wäre ein spannendes Thema, über das man sich austauschen kann und sollte.
Als einzige Social-Media-Aktivität – neben einer statischen Webseite – sehe ich Facebook kritisch. Auch wenn 25% der Deutschen bei Facebook angemeldet sind, bedeutet dies immer noch, dass 75% nicht mit Facebook arbeiten. Ein Blog kombiniert mit Twitter kann eine Alternative sein. Gerade wenn nur begrenzte Zeitressourcen vorhanden sind, sollte man sich genau überlegen, wo man diese Ressourcen investiert.
Wie gesagt, ich will mich damit nicht grundsätzlich gegen Facebook ausprechen. Ich nutze es gerne und oft. Allerdings sollte bei der Wahl der passenden Plattform die Anzahl der Nutzer nicht das alleinige Kriterium sein.
Bleibt die Frage: In welcher Form sollte Facebook in eine Onlinestrategie eingebunden werden – gerade wenn man nur wenig Ressourcen zur Verfügung hat und zudem nicht an einer kurzfristigen Kampagne sondern einer langen und nachhaltigen Aktivität interessiert ist?
Beste Grüße
Christoph
Klar würde da was passieren. Unzählige Kultureinrichtungen wären nicht mehr im Social Web vertreten, weil sie unsinnigerweise nur auf Facebook setzen. Das könnte sich jetzt rächen, wenn Google+ nur halbwegs angenommen wird und Traffic von Facebook abzieht.
Facebook ist in meinen Augen eher eine Plakatwand, wirkliche Kommunikation ist eigentlich nur in den Gruppen möglich. Ganz interessant: wenn man auf Klout die Liste seiner Freunde und Follower vergleicht, sieht man, dass das Klout-Score auf Twitter wesentlich höher ist als auf Facebook, für mich ein Beleg, dass Interaktion dort sehr viel schlechter funktioniert als auf Twitter.
Na selbstverständlich wird Facebook überschätzt. Würde das morgen abgeschaltet werden – was würde passieren!? Nichts.