Liebe Leser,
draußen regnet es. Das mag für die meisten von Euch keine Besonderheit sein. Jedoch für mich ist eine fast schon vergessene Erfahrung, denn ich war im Urlaub und hatte bis auf eine kleine Ausnahme nur Sonne. In den letzten drei Wochen habe ich nicht gebloggt. Genauer gesagt war ich noch nichtmal online. Ich war in Kroatien bei guten Freunden und habe das Meer, gutes Essen, nette Menschen und die Ruhe genossen. Mein Tagesablauf war zumindest in den ersten zehn Tagen sehr einfach:
- Joggen (von Pakostane nach Drage und zurück)
- Schwimmen (in einem glasklaren Meer)
- Frühstück
- Lesen im Olivenhain (eine eigene Liege unter Olivenbäumen)
- Einschlafen
- Schwimmen
- Essen (meistens frische Salate oder Delikatessen wie gefüllte Paprika)
- Lesen
- Schlafen
- Schwimmen
- Essen
- Schlafen
Im Urlaub habe ich keinen Internetzugang und kein Handy dabei. Es ist nicht so, dass ich mich vom Internet oder dem Handy erholen müsste. Ich bin also kein Opfer meiner eigenen Arbeit. Vielmehr bedeutet für mich die bewusste Entscheidung online oder offline zu sein, dass ich mich frei entscheiden kann. Ich verzichte auf die Onlinewelt, weil ich im Urlaub nicht arbeiten möchte. In den letzten Wochen vor dem Urlaub habe ich auf vielen Konferenzen sprechen dürfen. Eine Kritik am modernen Internet war immer die, dass man mit Informationen zugeschüttet werden würde. Der Mensch des 21. Jahrhunderts müsse immer online, immer bereit und immer abrufbar sein. Ich sehe das nicht so. Das Internet ist keine „Versklavungsmaschine“. Es ist vielmehr eine Plattform, bei der wir entscheiden was wir damit machen. Niemand zwingt mich, immer online zu sein…
Allerdings heißt das nicht, dass ich nicht auf Social-Media verzichtet habe. Social-Media, Web 2.0 etc. all dies sind Begriffe für bestimmte Technologien und die damit verbundene Kultur. Während die Technologien neu sind, war die damit verbundene Denkweise schon immer da. Auch vor dem Web 2.0 haben sich Menschen vernetzt und ausgetauscht. Sie haben kooperiert, diskutiert und gemeinsam Projekte umgesetzt. Ich denke, das Web 2.0 ist vor allem deshalb erfolgreich, weil es uralte menschliche Verhaltensformen ermöglicht. Gleiches gilt für die Computerspiele. Das Web 2.0 und die Computerspiele sind menschlich. Sie werden von Menschen genutzt und gestaltet.
In Kroatien habe ich überall Menschen getroffen, die sich mit mir austauschen wollten. Dabei ging es um Essen, Kirche, die EU, Wein, Fussball, Natur etc. Wenn ich irgendwo Hilfe benötigte, musste ich nur meine Freunde fragen. Es scheint, als würden sie in jedem kroatischen Dorf jemanden kennen. Egal was man machen möchte – sie sorgen dafür, dass es geht. Dieses Netzwerk bestand schon vor dem Internet. In Kroatien leben ca. 4,5 Millionen Menschen. Hinzu kommen laut Aussage meiner Freunde nochmal ca. 2,5 Millionen Kroaten, die überall auf dem Planeten verstreut sind. Sie scheinen – egal wo sie sind – miteinander vernetzt zu sein. Und dieses Netzwerk ist ihre große Stärke.
Was können wir daraus lernen?
Wenn wir also mit Aktivitäten im Web 2.0 starten wollen, sollten wir vor allem überlegen, ob wir gerne Teil eines solchen Netzwerkes werden würden. Damit meine ich nicht die Plattform wie z.B. Facebook oder Twitter. Vielmehr geht es darum, was wir online tun. Schaffen wir Mehrwerte? Sind wir menschlich? Schaffen wir Freiräume? Sind wir offen, kooperativ, transparent etc.? Um zu Lernen wie man sich im Web 2.0 verhalten sollte, ist es ratsam die eigenen Netzwerke zu betrachten. Der eigene Freundeskreis, der Verein etc. alle diese Netzwerke funktionieren nach ähnlichen Regeln. Fragen Sie sich, warum Sie sich in diesen Netzwerken wohlfühlen – und versuchen Sie diese Erkenntnisse zur Basis Ihrer Arbeit im Web 2.0 zu machen.
Meine erste Joggingverletzung…
Nachdem ich 2 Wochen in Pakostane war, bin ich weiter auf die Insel Hvar gereist. Hvar ist sicherlich eine der schönsten Inseln der Welt. Am ersten Morgen auf Hvar hatte ich nach etwas Suchen einen wunderschönen Weg zum Joggen gefunden. Am zweiten Tag war ich anscheinend so begeistert von der Natur, dass ich beschloss, Euch etwas davon mitzubringen. Vielleicht ein paar Fotos? Während ich so lief und dachte konzentrierte ich mich einen Moment nicht auf den Weg. Der Mensch hat die Angewohnheit, beim Fallen die Hände nach vorne zu strecken. Damit soll verhindert werden, dass bei einem Aufschlag wichtige Körperteile wie z.B. der Kopf verletzt werden. Wenn man nun aus vollem Lauf stolpert, versuchen die Hände den Körper zu schützen. Nun bestand der Boden des Weges leider aus Schotter. Ich stand ein paar Sekunden später alleine in einem Wald. Zum Glück sorgte das Adrenalin dafür, dass ich keine so großen Schmerzen hatte – allerdings machte ich sonst keinen guten Eindruck. Meine Hände sahen etwas anders aus, mein linker Arm ebenfalls und mein linker Oberschenkel begann sich ganz langsam tiefblau zu färben. Damit war zunächst Wundversorgung angesagt. Später saß ich dann im Restaurant „Mala Milna“ bei Dinko Tudor, den ich schon länger kenne. Sofort kam er mit einer Flasche Lavendelöl und versorgte damit meine Wunden – von da an jeden Tag. An Schwimmen war für 4 Tage nicht zu denken aber so konnte ich meine Bücher fertig lesen und noch mehr schlafen:-)
Nun sitze ich vor dem Rechner und schreibe meinen ersten Blogbeitrag im zweiten Halbjahr 2011. Am Samstag wurde mein neues Smartphone geliefert – ein Samsung Galaxy S. Und morgen beginnt ein neues Projekt: das Social-Media-Barbecue. Was genau dieses Social-Media-Barbecue ist, werde ich Euch morgen schreiben…
Beste Grüße
Christoph Deeg
Ich denke wir können davon lernen, das dass größte Netzwerk immer noch der Mensch mit seinen Freunden und Familie ist. Nur wer dieses Netzwerk versteht kann auch das Virtuelle Netzwerk verstehen und damit umgehen und lernen.
Aber schön das Du wieder da bist!
PS.: Ich glaube du solltest niemals einen Motorradführerschein machen…lach
Beste Grüße Martin
Hallo Martin,
keine Sorge – Motorrad ist nicht geplant:-) Aber ich denke Du hast Recht. Wir sind umgeben von Netzwerken, das Web 2.0 gibt uns neue Möglichkeiten diese Netzwerke zu nutzen bzw. neue Netzwerke zu erstellen. Deshalb wundere ich mich auch immer über viele „Marketingstrategen“ die glauben, man können mal eben so schnell ein bißchen was im Web verkaufen etc.
beste Grüße
Christoph
WB! Da möchte man auch gleich wieder in den Urlaub .. ich habe im letzten Kurzurlaub erfolgreich auf „Social Media“ verzichtet und ähnliches erlebt, aber ohne Handy und Netbook – ich weiß nicht, das ist mutig! Wie oft hattest Du „Entzugserscheinungen“?
Schöne Grüße, Simon
P.S.
Mein Buchtipp zum Thema Offline: Alex Rühles Buch „Ohne Netz. Mein halbes Jahr offline“
Hallo Simon,
erstmal danke für die Willkommensgrüße:-) Ehrlich gesagt hatte ich überhaupt keine Entzugserscheinungen. So wie ich da offline war bin ich auch jetzt wieder gerne online:-) Meine einzige Sorge war: wenn jetzt einer meiner Kunden etwas braucht oder aber sich ein potentieller Neukunde meldet – was ist dann? Ich hatte vorab ein Gespräch mit einem Freund der für einen großen deutschen Autobauer arbeitet. Er gibt mir viele Tipps – und er sagte kurz vor dem Urlaub:
„Diejenigen, die wissen was Du kannst und Dich haben wollen, werden auch ein paar Tage warten – es geht darum gut zu sein, nicht darum immer erreichbar zu sein…“
Ganz liebe Grüße
Christoph