Ich teile, also bin ich – Gedanken zu sinnlosen Social Media Aktivitäten

Liebe Leser,

ich berate und begleite eine Vielzahl an Unternehmen und Institutionen auf Ihrem Weg in die digitale Welt. Viele haben Facebook-Seiten, Twitter-Accounts, Blogs etc. und auch wenn ich mich immer wieder freue, dass soviel im Bereich Social Media passiert, bin ich ebenso kontinuierlich enttäuscht. Es gibt so viele Möglichkeiten für umfassende und nachhaltige Social Media-Aktivitäten und es ist schade, dass sich dieses Thema in der Breite auf „ein bisschen PR 1.1 auf Facebook“ beschränkt. Da werden langweilige Produkthinweise mit noch langweiligeren Gewinnspielen verbunden. Da werden die ewig selben Sprüche und die ewig selben Inhalte gepostet. Und immer wieder werden die User aufgerufen und angebettelt, doch bitte den jeweiligen Inhalt zu teilen.

Mir ist bewusst, wo das alles seinen Ursprung hat. Immer mehr Werbe- und PR-Agenturen machen auch ein bisschen was mit Social Media und wenn man sich mit einem neuen Thema beschäftigt, versucht man so viel wie möglich vorhandene Denkmuster und Produktideen in das neue Betätigungsfeld zu übernehmen. Aber in zu vielen Fällen (ja, es gibt auch die anderen PR- und Werbeagenturen) verkommt die Kommunikation im Social Web zur drittklassigen Jagd nach noch mehr Likes, Shares und sinnlosen Kommentaren.

Damit man mich nicht falsch versteht: Natürlich ist es wichtig, dass man möglichst viele Menschen erreicht. Aber was kommt danach? Wenn man die Menschen erreicht hat, ist das Ziel nicht erreicht – die Reise fängt gerade erst an. Oder anders ausgedrückt: viele Fans, Likes, Shares etc. bringen gar nichts, wenn man sich nicht vorher überlegt hat, was man damit eigentlich erreichen will? Die Möglichkeiten, die sich aus der Nutzung von Social Media ergeben, haben nur im ersten Schritt mit quantitativen Zielen zu tun. Ein langfristiger und umfassender ROI ergibt sich nur, wenn man versteht, dass Facebook und Co. Dialogplattformen sind. Am folgenden Beispiel kann man die Problemstellung sehr gute beschreiben:

Wann waren Sie das letzte mal auf einer Party, auf der Sie neue Menschen kennengelernt haben? Obwohl ich beruflich nahezu jeden Tag neue Menschen kennen lerne, bin ich immer noch neugierig auf Geschichten und Biographien. Aber wenn ich später über den Abend nachdenke, wenn ich Freunden davon erzähle, oder wenn ich gar Menschen wiedersehen möchte, dann basiert das einzig auf Inhalten und nicht auf der Quantität der Worte. Stellen Sie sich vor, ein Partygast würde den ganzen Abend von einem Gast zum anderen wandern, und fragen was er tun müsste, damit Sie am nächsten Abend über ihn reden – wäre dies der Anfang einer großen Freundschaft? Ich glaube nicht. Es geht nicht um ein bisschen Aufmerksamkeit. Aufmerksamkeit ist nur ein allererster Schritt. Es geht um eine wachsende, umfassende und nachhaltige Beziehung zwischen Unternehmen/Institutionen und ihren Kunden. Es geht nicht um PR sondern um einen Dialog. Wenn Menschen Inhalte teilen, weil Sie dafür einen Gewinn in einem Gewinnspiel erwarten, oder weil sie dazu aufgerufen werden, dann wird die Idee des Social Web falsch verstanden.

 

Beste Grüße

 

 

Christoph Deeg

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