Digital-Analoge Widersprüche Teil 2 – Suchen und Finden vs. nicht gefunden werden wollen

Liebe Leser,

ja, es ist schon faszinierend, was die digitale Welt aus „uns“ macht. Noch immer wird im Zusammenhang mit der digitalen Welt von „Neuen Medien“ gesprochen. Und noch immer finde ich das ziemlich belustigend. Wahrscheinlich werden wir auch noch in 100 Jahren bei Internet und Gaming von neuen Medien sprechen. Die Technologien, die dann auf den Markt kommen heißen dann vielleicht „Neue Medien 2.0“ oder „Noch neuere Medien“ etc. Dabei ist nur die Technologie neu. Das was die Menschen damit machen, ist letztlich gesehen alt: Sie kommunizieren, spielen, basteln, streiten etc. oder anders ausgedrückt: sie verhalten sich menschlich und daraus resultiert: das Internet ist menschlich.

Und wie es bei allen Menschen so ist, haben auch sehr viele Menschen sehr viel Angst vor allem möglichen, was da in der digitalen Welt passieren könnte. Das führt mitunter zu faszinierenden Ergebnissen. Im diesen Beitrag geht es um die Frage, ob man im Netz gefunden werden möchte oder nicht. Das Ergebnis ist bekannt: Manche Menschen möchten unbedingt verhindern, dass Sie im Netz gefunden werden. Hierfür nehmen diese Menschen einiges auf sich. So müssen sie kontinuierlich aufpassen, dass sie auf keinem Bild erscheinen, welches im Netz veröffentlicht wird. Und sie müssen intensiv darauf achten, dass Ihr Name nicht im Netz auftaucht. Es gibt natürlich Experten und Berater sowie öffentlich beauftragte Personen, die sich mit der Frage beschäftigen, wie man auf keinen Fall im Netz gefunden wird bzw. wie man einen Eintrag wieder los wird. Und dann gibt es die andere Gruppe von Menschen, die nun ihrerseits alles tun, damit sie unbedingt im Netz gefunden werden. Ihnen ist es extrem wichtig, im Netz nicht übersehen zu werden. Deshalb gibt es auch eine Menge Berater und Experten sowie öffentlich beauftragte Personen, die dafür sorgen sollen, dass man auf jeden Fall gefunden wird.

Interessant ist dabei: Es gibt zwar ein Recht zu vergessen, also ein Recht, dass man im Netz nicht zu finden ist. Aber warum gibt es kein Recht darauf, im Netz gefunden zu werden? Wäre das nicht ausgleichende Gerechtigkeit?

So oder fürchten beide Seiten etwas, was mit der digitalen Welt gar nichts zu tun hat. Die einen fürchten negative Folgen durch Menschen, wenn sie gefunden werden und die anderen fürchten ebenso negative Folgen durch Menschen, wenn sie nicht gefunden werden. In beiden Fällen geht es um das Verhalten von Menschen und nicht um das Verhalten von Plattformen im Netz. Und deshalb ist es letztlich nicht sinnvoll, über Ethik und Moral im Netz zu diskutieren, wenn man dabei die analoge Welt vergisst. Das Netz tut nichts, es ist einfach da. Die Menschen sind diejenigen, die aktiv sind und so geht es letztlich um die uralte Frage: Wie wollen wir miteinander leben?

Beste Grüße

Christoph Deeg

2 thoughts on “Digital-Analoge Widersprüche Teil 2 – Suchen und Finden vs. nicht gefunden werden wollen

  1. Der Grund für diese ganzen Verrenkungen, die Menschen anstellen, um gefunden oder nicht gefunden zu werden sind doch die Möglichkeiten , die mit Netz wesentlich anders sind als die Möglichkeiten vor der Internet-Ära waren. Diese Möglichkeiten lassen sich sowohl zum Guten als auch zum Bösen ausnutzen. Wir haben also seit Erfindung des Internets viel mehr Möglichkeiten, setzen uns aber mit dem Umgang auch neuen Gefahren aus. Das zu verschweigen oder zu verleugnen wäre doch naiv.

    Ihr Text erscheint mir deshalb als eine Aneinnanderreihung von Gemeinplätzen, aber er geht nicht auf die wesentlichen Unterschiede zwischen analoger und digitaler Welt ein. Es ist zwar richtig: Das Netz tut nichts, sondern ist einfach da. Aber es bietet Möglichkeiten, und verdammt wenig Schutz für die Schwachen in der Gesellschaft. Das ist alles andere als der Friede-Freude-Eierkuchen, den ich aus Ihrem Text herausschmecke. Lesen Sie dazu mal z.B. Lanier.

    1. Hallo Herr Pauschert,

      ich verstehe nicht ganz, was Sie mit Ihrem Kommentar sagen wollen. Es stimmt, dass es eine Vielzahl an Gefahren gibt, die mit dem Internet aufgekommen sind. Es sind aber ebenso sehr viele Möglichkeiten und Optionen aufgekommen. Demokratisierung und Partizipation als ein Beispiel sind aber keine Automatismen des Internets, sondern Elemente, die sich aus dessen Nutzung ergeben. Genauso ist es mit Mobing etc. Und nein, ich sehe eben keinen Unterschied zwischen digitaler und analoger Welt. Die Muster sind die gleichen – nur wird nun alles schneller und zugleich öffentlich. Aber z.B. haben wir das große Glück, dass die vermeintliche Hochkultur den Mythos der Deutungshoheit verloren hat. Und doch sind Risiken vorhanden – vor allem, weil der Kultur- und Bildungssektor trotz aller Erfolge leider noch immer nicht mit der Gestaltung des digitalen Raumes angefangen hat. Lanier hat viele interessante Ansichten, was ihm aber fehlt ist die Idee des Gestaltens. Er sieht den normalen Menschen eher als Opfer einer großen Masse. Seine Kritik an Open Source und Schwarmintelligenz negiert ein gestalterisches Element. Insofern hat er mit seiner Analyse zwar in vielen Punkten recht – er vergisst allerdings, dass es um gestalterische Elemente geht und diese eben diese neuen Möglichkeiten brauchen. Anders ausgedrückt: Lanier sieht eine Welt, in der die Abläufe unserer Kultur in der digitalen Welt gespiegelt werden. Das Ergebnis kann aber nicht sein, sich zurück zu ziehen, sondern diesen digitalen Raum aktiv zu gestalten…. Beste Grüße Christoph Deeg

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