Kommuniziert wie Menschen – nicht wie PR-Berater

Liebe Leser,

in den letzten Monaten ging es in meinen Workshops immer wieder um die Frage, wie man denn nun in den sozialen Medien kommunizieren darf? Soll man Duzen oder Siezen? Soll man eher „locker“ oder eher „seriös“ schreiben? Diese Fragestellung scheint für viele Menschen relevant zu sein, und es gibt sogar spezielle Workshop-Angebote dafür. Ich selber biete keine Workshops für diesen Bereich an, denn ich glaube, dass man diese Workshops nicht braucht. In diesem Beitrag möchte ich kurz erläutern wieso ich dieser Meinung bin und was meiner Meinung wirklich wichtig bei der Kommunikation in den sozialen Medien ist.

In vielen Fällen entsteht der Wunsch nach solchen Workshops aus einer Unsicherheit gegenüber dem vermeintlich neuen Medium. Ein Workshop soll helfen, diese Unsicherheit los zu werden. Ein Dozent wird ja wohl wissen, wie man im Netz spricht und wie nicht. Das Problem ist aber, dass ein Dozent vielleicht Tipps geben kann, wenn es aber daraus resultierend zu einer Situation kommt, in der man jegliche Authentizität vergisst, wird man es schwer haben, erfolgreich zu sein. Authentisch kommunizieren ist natürlich nicht einfach. Das Problem ist weniger, dass Menschen nicht wissen, wie sie authentisch sind. Es geht vielmehr um die Adaption dieser Authentizität in die digitale Welt. Aus der schon besagten Unsicherheit verkrampft man und daraus resultierend ist man nicht mehr authentisch. Zudem sind sehr viele Mitarbeiter aus Unternehmen und Institutionen in der Situation, dass Sie gar nicht „frei“ im Netz kommunizieren dürfen. Gefangen in PR-Guide-Lines und Festlegungen, die jede menschliche Kommunikation im keim ersticken, ist authentisches Kommunizieren kaum möglich. Deshalb versagt m.E. die Öffentlichkeitsarbeit in Unternehmen und Institutionen auch kontinuierlich, wenn es um Kommunikation im digitalen Raum geht.

Aber natürlich gibt es ein paar Dinge die man beachten sollte oder kann, wenn man Wert auf Authentizität liegt. Ein wichtiger Punkt ist: Kommunizieren Sie im Netz so, wie Sie es auch in der analogen Welt erleben möchten! Ich möchte diesen Punkt an einem ganz einfachen Beispiel beschreiben: Sehr oft erlebe ich, dass ein Unternehmen oder eine Institution auf Kommentare nicht mehr antwortet, weil man glaubt, dass doch alles erledigt sei. So ist vielleicht eine Veranstaltung erfolgreich zu Ende gegangen und ein Besucher bedankt sich auf der Facebook-Seite des Unternehmens bzw. der Institution. Oder aber man bedankt sich für einen Post oder die Antwort auf eine Frage etc. Immer wieder wird die Diskussion von seiten des Unternehmens oder der Institution an dieser Stelle beendet – und das ist falsch. Stellen Sie sich vor, Sie sprechen mich nach einem Workshop an, und teilen mir mit, dass Sie meinen Workshop toll fanden und viel gelernt haben. Und nun antworte ich Ihnen nicht, sondern drehe mich einfach um und gehe ohne ein Wort. Wären Sie mit diesem Verhalten einverstanden? Wahrscheinlich nicht… Und deshalb würde ich mich ebenfalls bedanken und Sie vielleicht fragen, was Ihnen besonders gefallen hat oder was ich besser machen kann. Nun ist dies keine Kommunikations-Rocket-Science. Es ist schlichtweg normale menschliche Kommunikation. Das Internet und vor allem Social Media haben nichts mit IT oder Maschinen, sondern mit Menschen zu tun. Alles dreht sich um menschliche Kommunikation. Natürlich gibt es Fallstricke. Natürlich gibt es Trolls. Natürlich gibt es Menschen, die sich im Ton vergreifen, die beleidigen oder verletzen. Aber diese Menschen sind in der Regel online genauso negativ wie offline. Sie haben keine zweite Psyche entwickelt.

Wenn wir also nun online kommunizieren möchten, dann sollten wir vor verstehen, dass es um menschliche Kommunikation im menschlichen Web geht. Wenn diese Erkenntnis zur Basis der Onlineaktivitäten wird, ist schon sehr viel erreicht…

Beste Grüße

Christoph Deeg

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