Alles muss ins Internet?

Liebe Leser,

heute findet in Berlin das vierte Social-Media-Gaming-Barbecue statt. Ich bin gespannt, ob jemand und wenn ja wer heute Abend kommen wird. Ich habe schon ein paar weitere Ideen für das Projekt, die ich hier demnächst präsentieren werde.

Wie schon gesagt, soll das Barbecue immer am Vorabend oder aber während eines Projektes stattfinden. Und auch in diesem Fall ist es so. Morgen starten die nächsten dreitägigen Trainings für Mitarbeiter der US-Botschaft bzw. der US-Konsulate. Drei Tage an denen wir über Social-Media, die Bedeutung in und für Deutschland sowie die Arbeit der US-Einrichtungen diskutieren werden. Zudem werden wir wieder aktiv an den Social-Media-Aktivitäten der einzelnen Institutionen feilen. Die Arbeit macht mir sehr großen Spass, u.a. auch weil ich wieder mit Christina Tribble einer tollen Trainer-Kollegin aus dem State-Department zusammenarbeiten darf. Das Projekt ist für mich besonders interessant, da ich mich hier letztlich in drei Gruppen bewege: den deutschen Mitarbeitern, den amerikanischen Mitarbeitern und dem Web 2.0. Es ist zudem interessant zu sehen, wie Botschaften und Konsulate mit dem Thema Social-Media umgehen. Natürlich gibt es auch Fragestellungen, die bei allen Projekten gleich sind. Dazu gehört z.B. die Frage, ob alle Inhalte ins Netz müssen bzw. wie man damit umgeht, dass dies sehr oft nicht geht?

Wie in den meisten Institutionen und Unternehmen gibt es auch bei den US-Botschaften und US-Konsulaten eine Vielzahl an Themen und Inhalten, mit denen man nicht arbeiten kann oder darf. Sehr oft wird davon ausgegangen, im Web 2.0 aktiv zu sein, wäre gleichbedeutend mit der totalen Transparenz. Auf dem Bundeskongress der KUPOGE wurde dies u.a. als Argument ins Feld geführt, dass Städte und Gemeinden nicht im Web 2.0 aktiv sein können oder wollen. Sie seien Verwaltungseinheiten die vor allem rechtsverbindliche Aussagen treffen sollten. Und ja – ich möchte nicht, dass mein Steuerbescheid getwittert wird:-)

Wenn ich in meinen Vorträgen und Workshops von Transparenz spreche, meine ich damit nicht, dass alle vorhandenen Daten und Informationen offen gelegt werden müssen. Dies gilt sowohl für die private als auch die geschäftliche Nutzung des Web. Für beide Bereiche gilt: Am besten ist es, zu überlegen, welche Themen offen genutzt werden können. Dies sind in der Regel weitaus mehr Themen als man zunächst denkt. Mit diesen Themen kann man dann beginnen. Wenn es wirklich zu einem Dialog kommt, entstehen u.U. dabei viele neue Themen und Ideen.

Man muss auch nicht alle Themen vorgeben bzw. zu Beginn der Onlineaktivitäten kennen. Es gibt im Internet eine Vielzahl an Blogs und Webseiten zu unterschiedlichen Themen. Einige dieser Themen können die eigenen Beiträge inspirieren bzw. zeigen, wie man mit vermeindlich sensiblen Themen locker umgehen kann. Und manchmal wird man auch überrascht. Vor ein paar Wochen hatte ich es mal wieder nicht geschafft, innerhalb von zwei Wochen einen Blogbeitrag zu veröffentlichen. Ich war von mir selber enttäuscht – wusste aber auch, dass es daran lag, dass ich zu viele andere Dinge zu tun hatte. Ich habe dann genau darüber geschrieben und bekam zu meiner Überraschung ein tolles Feedback. Viele meiner Kollegen meldeten sich teilweise via Kommentar, teilweise via Mail und teilweise im persönlichen Gespräch, dass es ihnen genauso geht.

Gerade wenn eine Institution oder ein Unternehmen mit Aktivitäten im Web 2.0 beginnt, kann es eine gute Idee sein, ganz offen und transparent zu schreiben, dass man nun anfängt, dass man sicherlich Fehler machen wird und dass man alle Leser bittet, zu helfen.

Es muss nicht alles ins Internet. Aber wenn man sich überlegt, was denn von den eigenen Inhalten in das Internet darf, findet man in der Regel so viel Material, dass man damit locker ein paar Jahre arbeiten kann.

Ich für meinen Teil fahre jetzt zum Brandenburger Tor und ich freue mich auf hoffentlich spannende Gespräche…

Beste Grüße

Christoph Deeg

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