Mass Effect2 – Teil 2

Liebe Leser,

ich sitze gerade im Berliner Quatsch Comedy Club und höre den Vorträgen der Re:Play zu. Die Re:Play ist eine Unterkonferenz der Re:Publica und somit gehört die Welt der Games (endlich) zur digitalen Gesellschafft:-) Ich persönlich glaube nebenbei, dass die Computergames einen der wichtigsten Bereiche der digitalen Welt darstellen.

In diesem Zusammenhang möchte ich Euch ein Update zu meinem Beitrag zu Mass Effect 2 geben. In diesem Beitrag habe ich mich mit dem Code beschäftigt, der bei der Erstellung des Charakters bzw. der Spielfigur (Commander Shephard) entsteht. Ich habe wie besprochen Electronic Arts kontaktiert und Martin Lorber (PR Director und Jugendschutzbeauftragter/EA) hat mir sofort geantwortet – vielen Dank dafür.

Der Code beschreibt tatsächlich das vom Spieler erstellte Gesicht und er bleibt gleich, d.h. ich kann den Code meiner Figur einem anderen Spieler von Mass Effect 2 geben und meine Figur kann so in einem anderen Spiel „nachgebaut“ werden. Dies mag banal klingen, aber es stellt einen wirklichen Mehrwert für die Spieler dar. Die Spieler nutzen den Code um sich mit anderen Spielern über die Figuren und damit die digitalen „Identitäten“ auszutauschen. Es gibt z.B. eine Website, auf der Spieler Ihren Code mit anderen Personen teilen Dabei wird nicht nur der Code und das dazugehörige Gesicht ausgetauscht. Vielmehr können wir bei manchen Spielern erfahren, dass sie ihre Spielfigur realen Personen wie z.B. berühmten Schauspielern nachempfunden haben.

Was bedeutet das? Computerspiele sind einzigartige Kreativplattformen die zudem eine weite Verbreitung erfahren. Viele Spieler identifizieren sich mit ihrer Spielfigur und nehmen die Personalisierung sehr ernst und sie teilen dieses Wissen mit anderen.

Die Arbeit auf der Website bzw. in Foren und Communitys stellt quasi eine Erweiterung des Spiels in die reale Welt dar. Der Spieler spielt nicht mehr nur das Spiel, sondern er verbringt zudem Zeit damit, das Aussehen der erstellten Spielfigur mit andern zu teilen – obwohl dies im eigentlichen Spiel keine Verbesserung darstellt. Diese über das Spiel hinausgehende Beschäftigung mit der Figur funktioniert nur, weil Mass Effect 2 durch den Code zu einem offenen System wird. Man bietet den Code an und überlässt es der Community, ob und was sie damit macht. Und: Der Spieler muss nicht den Code mit Anderen teilen um das Spiel zu spielen. Er kann u.U. den Code gar nicht wahrnehmen (bei meinem ersten mal Mass Effect 2 habe ich den Code wie gesagt gar nicht bemerkt). Es besteht aber die Option den Code zu nutzen. Die Spieler teilen also nicht nur Ideen und Erfahrungen um das Spiel zu lösen. Sie lösen die Figur aus dem Spiel und schaffen damit etwas Neues – z.B. Plattformen die sich mit ihren Spielfiguren befassen. Die Dauer mit der sich die Spieler mit dem Spieler befassen steigt also. Es entstehen Schnittstellen in die reale Welt.

In der Zukunft werden Institutionen und Unternehmen Wege finden müssen, Ihre Angebote, ihre Strukturen, ihr Marketing und ihre Arbeitsweisen weiter zu entwickeln. Es wird eine neue Form des Innovationsmanagements entstehen und Computergames sind die ideale Plattform dafür. Zum Einen, um mittels Spielen bestimmte Prozesse zu simulieren und kreative Ideen zu entwickeln und zum Anderen, um das System und die Kultur der Spiele als Basis für neue Marketing- und Managementmodelle zu nutzen, d.h. von Spielen und Spielern lernen wie man es besser machen kann. Ich werde in den nächsten Wochen noch einige weitere Beispiele dieser Art suchen und dann im nächsten Schritt versuchen eine Theorie zur Nutzung von Computerspielen zur Entwicklung neuer Managementmodelle und Vermittlungsformen entwickeln. Wenn Ihr Ideen und Anregungen habt, schreibt mir:-)

Beste Grüße

Christoph

2 thoughts on “Mass Effect2 – Teil 2

  1. Lieber Christoph,

    hast du dich schon einmal mit dem Thema der Spieletheorie aus Philosophie und Wirtschaftswissenschaften beschäftigt? Ansätze für strategisches Handeln findest du sicher dort. Die Frage ist wie sich game theory von computer game theory unterscheidet?

    Gruß

    1. Lieber Moritz,

      vielen Dank für die Idee. Ich beschäftige mich aktuell zum Einen mit dem Thema Gamification, also der Adaption des Systems Spiel in die Management- und Kulturmanagement-Welt und zum Anderen mit dem Thema Innovationsmanagement und Gaming. DIe Spieltheorie aus den Wirtschaftswisenschaften und der Philosphie habe ich vor ein paar Jahren „angelesen“ als ich den Roman „Hauptgewinn – die Erde“ gelesen habe. Damals habe ich mich auch rudimentär mit der Spieltheorie beschäftigt. Aktuell würde ich das Buch „Reality is broken“ von Jane McGonigal empfehlen – kennst Du es?

      Beste Grüße

      Christoph

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